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Nachricht von Charon

Johannes Kalitzke

Komponist: Johannes Kalitzke
Titel: Nachricht von Charon
Besetzung: Bariton, Klavier und Zuspielband
Uraufführung: Expo Hannover 2000, Deutschland Pavillon


Beschreibung

Das Stück "Nachricht von Charon" ist eine Komposition für Bariton, Klavier und Zuspielband. Das Zuspielband verbindet klanglich die beiden "Instrumente" d.h. es werden die möglichen Klangfacetten zwischen ihnen interpoliert und Klangfarben, die jeweils außerhalb liegen, extrapoliert. Durch das Tonband werden Impulse für Bewegungen gegeben, Zwiesprache geführt, orchestral begleitet, dokumentiert und interpretiert. Das verwendete Klangmaterial für das Zuspielband sind Aufnahmen der beiden agierenden Instrumente. Es wurden vom Klavier drei Skalen (ordinario, bedämpft und flageolett), Rahmenschläge (eigentl. Schläge mit einem Filzschlägel am Resonanzboden, von unten) und Pedaltritte (bei gehobenen Dämpfer) aufgenommen. Vom Bariton wurden Vokale (a, e, i, o) und stimmhafte Konsonanten (l, m), sowohl kurze (<1 sek.) als auch lange (ca. 9 sek.), aufgezeichnet. Weiters wurde neben den Plosivlauten (p, t, k) kurzes und langes ein- bzw. ausatmen verwendet.

Ziele

  1. Morphing zwischen Bariton und Klavier.
  2. Baritonglissando zwischen verschiedenen Tonhöhen und Vokalen.
  3. Einsatz von Baritonmaterial in Diskant und extremer Basslage.
  4. Schnelle Überblendung in beide Richtungen zwischen Klavier ordinario und Klavier Flageolett.
  5. Vibrato des Sängers auf Klavier legen.
  6. Rahmenschläge, Pedaltritte, Klaviereinatmen, ...

Realisierungen

MORPHING - GLISSANDI - FREEZE

Die Realisierung der "Morphings" und "Glissandi", sowie das "einfrieren" von Klangzuständen (statische Klänge) erfolgt mit dem am Institut dafür speziell entwickelten Morphing - Programm (Thomas Musil und Robert Höldrich). Zu Beginn müssen die entsprechenden Aufnahmen, die im .AIFF Format vorliegen mit ADDAN, einem Analyse Programm vom IRCAM Institut, bezüglich der Teiltonverläufe analysiert werden. Zu bestimmten Analysezeitpunkten (hier 10ms) werden dabei für eine feste Anzahl von Partialtönen die Momentanfrequenz, deren Amplitude und Phasenlage berechnet und in einem ASCII File (.FO & .ADD) gespeichert. Mit Hilfe dieser Daten können die entsprechenden Oszillatoren bei der additiven Synthese gesteuert werden. Durch entsprechender Interpolation der Analysedaten können beliebige Zeitpunkte festgehalten, gestaucht oder gedehnt werden. Weiters können zwei beliebige Klangquellen ineinander übergeführt bzw. in beliebigen Zwischenpositionen gebracht werden. Ein zusätzliches wertvolles Tool des Morphing Programms stellt die Möglichkeit der Devibration dar. Damit ist es möglich das Vibrato weitestgehend zu eliminieren bzw. eine "Kreuzvibration" zu realisieren. Im Folgenden werden die wesentlichen Steuerparameter angeführt. Eine genauere Beschreibung und Erklärung zur Wirkungsweise des "Programm Patches" findet sich unter morphing_patch.

Mögliche Steuerparameter:

  • Synchronisiertes hinzufügen des Einschwingvorganges
  • Tonhöhe der analysierten Samples
  • Unabhängige Lautstärken Einstellung der Samples
  • Unabhängige zeitliche Stauchung/Dehnung (grafisch) der Samples
  • Amplitudenverlauf der Teiltöne (grafisch)
  • Frequenzverlauf der Teiltöne (grafisch)
  • Vibratoverlauf (grafisch)

Hörbeispiele:


RANDOM VIBRATO

Die Generierung eines natürlichen Vibratos wird mit Hilfe eines variablen Delays realisiert. Die Ausleseposition wird durch die Vorgabe der Modulationsfrequenz und dem Ambitus, sowie durch entsprechend zufällige Änderungen bestimmt.

Abbildung: MAX-Patch Strukturbild für künstliches Vibrato (FM), 91 Kb

Hörbeispiele:


SAMPLER - SOUNDS

Klänge aus spezifisch definierten und vorproduzierten Klangfamilien (z.B. Hybridflageolett: Klangfarbe zwischen Klavierflageolett und Baritonvokal, etc.) die in entsprechenden Motiven beziehungsweise in dichten Akkorden auftreten, wurden mit einem Sampler eingespielt. Der Sampler wurde mit der Software "Reaktor" implementiert, wobei die bereits bestehenden Macros verwendet und entsprechend adaptiert wurden. Im Folgenden wird die Struktur bzw. die Realisierung eines vierteltönigen Layers dargestellt.

Abbildung: Struktur für vierteltönige Layer, 104 Kb

Hörbeispiele:


KLICKTRACK

Die Komposition sieht zur praktischen Umsetzung einen "Klicktrack" vor, der eine zeitliche Synchronisierung zwischen Live-Musiker und Zuspielband ermöglicht. Da das Stück eine sehr komplexe Rhythmik aufweist, wurde für die Realisierung des Klicktracks ein spezielles Programm realisiert. Die Takte bzw. Rhythmen werden dabei zuerst mit Hilfe einer Liste (Textdatei) editiert und anschließend in ein entsprechendes Soundfile konvertiert.


EDITING - MIXING

Die Zusammensetzung und Abmischung erfolgte mit ProTools, wobei die Einzelklänge und eingespielten Klänge mit Hilfe des Klicktracks zeitlich synchronsiert wurden. Durch die Wahl unterschiedlicher Hallalgorithmen konnte die gewünschte Tiefenstaffelung bzw. die angestrebte Diffusität einzelner Klänge erreicht werden.


Ergebnis

Ausschnitt aus dem fertig produzierten Zuspielband


© 2000, zuletzt geändert am 28. Februar 2002.


Last modified 12.03.2003