MC CULLOCH MITE-E-LITE
In Siebenwirthen gibt es keinen Stromanschluss. Wenn man fallweise
elektrische Geraete betreiben will, muss man einen alten Generator der Type
MC CULLOCH MITE-E-LITE anwerfen. Auch um Wasser aus dem Brunnen in ein Reservoir
am Dachboden zu pumpen, muss man regelmaessig den Generator fuer einige Minuten
in Betrieb nehmen. Dass es genug ist, merkt man daran, wenn Wasser aus dem
Ueberlauf des Reservoirs ueber das Dach plaetschert.
Natuerlich gaebe es modernere Generatoren, die bequemer zu handhaben sind,
umweltfreundlich und schallgedaempft. Der Klang von MC CULLOCH MITE-E-LITE
aber ist schoener, hat Charakter. Er erzaehlt eine 'Geschichte'.
Eine Aufnahme so eines Vorganges des Wasserpumpens wird ueber viele Lautsprecher
in den Raum projiziert. Das beginnt mit dem Starten des Generators und endet
mit dessen Abstellen, das schliesslich dem Plaetschern des ueberlaufenden
Wassers Raum gibt. Dazwischen folgt die digitale Verarbeitung des Klangprozesses
den tiefen Schichten der 'Geschichte', die der Generator erzaehlt.
Ordinaten-Verzerrung im Spektrum ende der Siebzigerjahre stiess
ich auf die theoretische Moeglichkeit des Dehnens und Stauchens von Spektren.
Dabei werden um eine unveraenderliche Zentralfrequenz alle Frequenzen verschoben
nach der Funktion
Fneu = Fz * (Falt/Fz)**m
Alle Intervalle in einem Klang oder Klangprozess - sowohl die in den Melodien
und Harmonien, als auch die in den Teiltonspektren der Klaenge selber - werden
somit gemaess der Potenz m gedehnt oder gestaucht. (Bei m=1.17 wuerden zum
Beispiel alle Oktaven zu grossen Nonen, alle Quinten zu kleinen Sexten und
alle kleinen Terzen zu neutralen Terzen, usw.)
Erst fuenfzehn Jahre spaeter, konnte ich im Zuge der Entwicklung meiner Klangverarbeitungs-software
FFTBOX auch solche Transformationen praktisch durchfuehren. Die Resultate
sind so verblueffend, wie zu erwarten. (In dem begonnenen Liederzyklus BELCANTO
habe ich erstmals ausfuehrlich davon Gebrauch gemacht). Die Transformation
besteht darin, dass man das totale Spektrum eines Klanges in ein Glissando
von einem bestimmten Typus verwandelt. Eine rohe Version davon ist als 'Ordinatenverzerrung
' in der FFTBOX implementiert. Im Zuge dieser Arbeit gaelte es, eine verfeinerte
Methode dafuer zu entwickeln und zu studieren.
Orchestrale Aufspaltung
Die Projektion eines komplexen Klanggeschehens, das nur mono auf einem Kanal
vorliegt, auf viele Lautsprecher, kann in Form einer stereofonen Abbildung
erfolgen, aber auch in Form von komplexen komplementaeren Aufspaltungen in
Frequenz und Zeit, die dann wiederum 'sinfonisch' einer Vielzahl von raeumlich
verteilten Lautsprechern zugeordnet werden koennen. Im Zuge dieser Arbeit
gaelte es daher auch, scharfe komplexe Komplementaerfilterungen zu entwickeln,
deren Profile sich vom jeweiligen sp ektralen Inhalt ableiten lassen und
eventuell auch mit Zerlegungsmoeglichkeiten im zeitlichen Verlauf korresponidieren.
Aufnahmen (am Mitte September 2001) mehrkanalig mit Mikrofonen in
verschiedenen Abstaenden: in der Scheune, im Hof, auf der Wiese, am Ueberlauf.
Resultat: 2 bis 6 32bit files ueber 24bit-Wandler, von je ca. 5 bis 7 Minuten.
Siebenwirthen, 16.8.2001
Guenther Rabl
© 2000, zuletzt geändert am 27. August 2001.