Konzert für Computer und Cello
RGB - Radio Graz Berlin
U
Auftragskomposition des Musikprotokolls
In Graz:
Werner Dafeldecker: Kontrabaß
Seppo Gründler: Gitarre, Live-Elektronik
Klaus Lang: Orgelregal, Orgelpositiv, Orgelsamples
Wolfgang Tozzi: Schlagzeug, Percussion
Im Podewil in Berlin-Mitte:
Josef Klammer: Schlagzeug, EDV-Percussion
Dietmar Diesner: Saxophone, Live-Electronics
Sebastian Hilken: Ac. und -El. Cello, Electronics
Bert Wrede: E-Gitarre
Im Radio: Live in österreich 1, Zeit-Ton gemeinsam mit Kunstradio, sowie im Jazzradio 101,9 Berlin:
internationales Simultankonzert
Bereits 1987, im Rahmen der Ausstellung entgrenzte Grenzen (1987, Grazer Künstlerhaus, ARGE - ALPEN -
ADRIA, Kurator Richard Kriesche), konzipierten und konzertierten Seppo Gründler und Josef Klammer ein
telematisches Konzert - Razionalnik.
über Modem, Computer und Telefon miteinander verbunden musizierten sechs Musiker gleichzeitig in
Budapest, Ljubljana, Trient und Graz, Welturraufführung eines digitalen-telematischen Konzerts zwischen
verschiedenen Städten (etwa zur gleichen Zeit gaben The Hub in New York mit Modem ein telematisches
Konzert zwischen verschiedenen Häuserblocks).
Zehn Jahre später, 1997, geht es wieder um Verbindung und Gleichzeitigkeit, diesmal zwischen Graz und
Berlin, um das Zusammentreffen von Klängen und Strukturen. So trifft die Musik einer Maschine
(Fernsehbild/RGB -> Computerdirigent -> Effektprozessor/Synthesizer) auf Musik losgelöst von Zwängen
kausaler Ordnung (improvisierende Musiker). Die beiden Konzerte sind in der Art eines künstlerisch-
ironischen Kommentars zu "Tele"-Welt und Medienkunst miteinander verknüpft. Sie finden über
Radioleitungen zusammen und ergeben, im Radio gemischt, ein drittes, eigenständiges Konzert. Da für
dieses Zusammenspiel Koordination erforderlich ist, wurden - wiederum mit ernsthaft-ironischem
Hintersinn: Sprunghaft steigt der Wasserverbrauch im Sendegebiet, wenn ein Werbeblock ausgestrahlt
wird - die Farbsignale von Fernsehsendungen zum Dirigenten des Radio-Konzertes gemacht. Bedingung ist
eine in beiden Städten zur gleichen Zeit übertragene Sendung, die sich etwa auf dem 3sat-Kanal finden
läßt. Die dabei ausgestrahlten Signale für Rot, Blau und Grün (RGB), mit denen das Farbbild auf dem
Fernsehbildschirm erzeugt wird, koordinieren als Sychronisateur Extern zwei gleichzeitig stattfindende,
aber ansonsten unabhängig voneinander verlaufende Konzerte im Berliner Podewil und im Grazer
Congress.
Als Reverenz an den autonomen Wert des Materials werden Inhalt und Botschaft der Fernsehsendung
ignoriert und die Rot-, Grün- und Blauanteile über Sensoren in Steuerungsdaten umgewandelt. Diese Daten
steuern ein Dirigierprogramm, ein Effektgerät und einen Synthesizer. Via Computermonitor gibt das
Dirigierprogramm den improvisierenden Musikern Spielanweisungen zu Dynamik, Einsätzen, Tonräumen,
Artikulation, Tempi usw., im Effektgerät werden die Klänge der vier Musiker gemischt und bearbeitet.
Die Effekt- und Synthesizerklänge werden auf österreich 1 im Kunstradio/Zeit-Ton sowie zur gleichen
Zeit im Berliner Jazzradio 101,9 gesendet. Im Radio ist die spezielle durch RGB synchronisierte und
gesteuerte Mischung zu hören, im Konzertsaal das akustische Geschehen der dirigierten Improvisateure.
Zusätzlich liegen bei den Konzerten jeweils 250 Monoradios mit Kopfhörern aus, so daß das Publikum auch
im Konzert den Radiomix nach Belieben mithören kann.
Auf diese Weise gibt es drei Möglichkeiten, die Konzerte zu hören:
- Berlin-Konzert pur oder Graz-Konzert pur
- Radiosendung Live (mit Fernsehbild?)
- Mix Radiosendung mit Konzert Graz oder Berlin
Wir hoffen auf guten Empfang.
Josef Klammer, Seppo Gründler 1996/97
In Zusammenarbeit mit dem Festival überGrenzen 97, Podewil, Berlin, Projektleitung. Carsten Seiffarth,
Frank Seiffarth
Wir bedanken uns für die Unterstützung beim Institut für Elektronische Musik Graz, dem Kulturamt der
Stadt Graz und dem Land Steiermark.
© 1997, zuletzt geändert: 24/09/97.