Pulsation - Konzeptskizze
Entworfen fuer mehrkanalige Audio- und Videoaufzeichnung sowie Wiedergabe
  des Phaenomens der 'Einzelblasen Sonolumineszenz', durch ein generatives 
  System im Wasserspeicher neben dem Wasserturm vom Prenzlauer Berg.
    
Die Installation thematisiert die Ursache unserer Raumvorstellung als
  durch die Sinne gegeben, deren Begrenzung und Erweiterung ueber die 
  Einbildungskraft, sowie die Transformation der gewonnenen Erkenntnisse
  zurueck in den Raum der Erfahrung mittels medialer Techniken. Dies 
  geschieht ueber eine mehrkanalige Audio- und Videoinstallation. 
  Deren Keim ist ein kleines mit Wasser gefuelltes sphaerisches Glasgefaess,
  in dessen Mitte sich eine winzige leuchtende pulsierende Luftblase befindet.
  Die Luftblase wird von einer stehenden Schallwelle mit Ultrahochfrequenz
  in der Mitte des Glases gehalten, und zum Leuchten angeregt.
   
Dieses Phaenomen wird 'Einzelbasen Sonolumineszenz'(SBSL) genannt.
  Als Ergaenzung ist eine kurze Erlaeuterung  unten angefuegt.
  Die Sonolumineszenz wurde um 1930 entdeckt. Eine einzelne Blase zu
  isolieren und ueber Tage stabil zu halten, gelang jedoch erst 1990.
  Durch diese Entdeckung ist es nun moeglich, das auch heute noch raetselhafte
  Phaenomen zu untersuchen.
  Ursache ist die Kavitation. Durch Druckdifferenzen, die in dem relevanten
  Fall durch die Schallwelle entstehen, koennen in Gasen, und Fluessigkeiten 
  Hohlraeume aufrei§en, die, aufgrund des in Folge entstehenden Unterdrucks 
  im Hohlraum, wieder kollabieren. Die hierbei entstehenden Kraefte sind
  immens gro§. Innerhalb der Blase bei der SBSL werden Druecke von mehreren 
  10.000 Atmosphaeren und Temperaturen von mehreren 10.000 Kelvin angenommen.
  
Ich moechte die messbaren Vorgaenge einer pulsierenden Blase, mittels eines
  Hydrophons, eines Mikrophons, und einer Videokamera, auf Grund folgender 
  Absicht aufzeichnen. 
  Die Messungen steuern ein eigens programmiertes generatives System zur
  Komposition der waehrend der Laufzeit aufgenommenen, sowie auch von 
  vorselektierten, Daten. Das Verhalten dieses Systems wirkt sich 
  rueckwirkend auf die Amplituden der stehenden Welle und der zu ihr 
  addierten Obertoene aus, was wiederum die Pulsfrequenz und die 
  Lichtintensitaet der Blase steuert. 
  Die eingespeisten Ton- und Bilddaten werden dann, zusammen mit dem zuvor 
  aufgenommenen Material vom Ereignis der Kavitation, in Abhaengigkeit von 
  den Messdaten, stark zeitlich und raeumlich verzerrt, und somit in den
  Erfahrungsraum transformiert. 
  Der Raum des Wasserspeichers ist ideal Aufgrund seiner alten Funktion,
  seines frueheren Inhalts, und seiner konzentrischen 
  Architektur . 
  Fuer einen Entwurf ist eine weitergehende Auseinandersetzung mit dem Raum 
  vor Ort notwendig. Ich wuerde eine exakte Ausarbeitung der Positionierung 
  der Elemente anhand der Sichtbeziehungen und auf Grund anderer direkter 
  Erfahrungen innerhalb des Wasserspeichers vornehmen wollen.
    
Der Versuchsaufbau, um eine SBSL zu erzeuge, beobachten, sowie vermessen 
  zu koennen, ist relativ einfach. Die eigentlichen Vorgaenge, welche 
  innerhalb der Installation von Interesse sind, kann man allerdings gar
  nicht, oder nur sehr schwach, mit den Sinnen wahrnehmen. Das Volumen der 
  mit der Frequenz der stehenden Welle pulsierenden Blase variiert von 
  Druckminima zu Druckmaxima um mehr als das tausendfache.
  Die nach innen laufende zentrische Wellenfront komprimiert die Blase
  bis auf Molekuelgroesse, bevor sie, beschleunigt  auf mehrere Mach, 
  wieder nach Au§en laeuft. 
   
An diesem Umkehrpunkt der hoechsten Komprimierung strahlt die Blase Licht 
aus 
  - wird Schall in Licht gewandelt - die Energiedichte wird hierbei um 12 
  Groessenordnungen verstaerkt. Befindet sich die Schallamplitude in einem 
  genau bestimmten Bereich, dann zerplatzt die Blase nicht im Druckminima 
  der Schallwelle, also bei ihrer maximalen Ausdehnung, sondern kehrt 
  abermals die Richtung um, kollabiert erneut. Dieser Vorgang wiederholt
  sich in der Frequenz der angelegten Ultraschallschwingung stabil ueber
  mehrere Tage. Durch die, fuer die Installation angestrebte, Verwendung
von 
  bis zu acht harmonischen Obertoenen zur Resonanzfrequenz, ist es nach 
  bisherigen Erkenntnissen moeglich, die Lichtintensitaet um 300% zu steigern, 
  bzw. zu variieren.   
 
© 2000, zuletzt geändert am 14. November 2001.