Varietäten des Österreichischen Deutsch: Standardaussprache und Varianten der Standardaussprache
Rudolf Muhr, Robert Höldrich, Gerhard Nierhaus
Gefördert vom Jubliäumsfond der Österreichischen
Nationalbank1.1 Kurzbeschreibung der Projektziele
Das Projekt möchte den derzeitigen Mangel an zeitgemäßen Tondokumenten und Materialien beheben, den es derzeit in Bezug auf die gegenwärtigen Varietäten / Varianten des gesprochenen Österreichischen Deutsch, insbesondere in Bezug auf die Standardaussprache, aber auch in Bezug auf die Regionalvarianten gibt. Die Tondokumente und Analysen sollen eine zuverlässige Grundlage für die Darstellung des gesprochen Österreichischen Deutsch der Gegenwart und als Basis für Empfehlungen in der Sprecherschulung bzw. im Sprachunterricht zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden durch das Projekt auch Grundlagendaten für österreichbezogene sprachtechologische Anwendungen (Spracherkennung, Sprecheridentifikation) geschaffen.
1.2 Allgemeine Projektziele
1) Beheben eines akuten Mangels an zuverlässigen Sprachdaten über die Ausspracheformen in Österreich auf der Ebene
- der Standardsprache in ihren verschiedenen
situativen und text- und situationsspezifischen Ausprägungen
2) Dokumentation der gesprochenen Sprache in Österreich in ihren
verschiedenen überregionalen (und soweit möglich auch regionalen)
Ausprägungen als Grundlage für ein breites Spektrum an Anwendungen
in den Medien, in der Sprachtechnologie und für den Einsatz im Sprachunterricht
bzw. als Informationsgrundlage für jeden Interessierten.3) Erstellung von Referenzaufnahmen als Grundlage für die Legitimierung des österreichischen Sprachstandards und als abgesicherte Hilfe bei der Auswahl bestimmter Sprachformen
4) Bekanntmachen der Varietäten des Österreichischen Deutsch im eigenen Land, da generell wenig Wissen über das eigene Deutsch besteht.
5) Positive Veränderung der Einstellungen zur eigenen Sprache durch Aufzeigen des tatsächlichen Sprachgebrauchs.
6) Förderung der identitätsstiftenden Rolle des "eigenen" Deutsch - Kontrastierung mit den anderen Hauptvarietäten des Deutschen
1.3 Spezielle Ziele
1) Erstellen eines modellhaften, repräsentativen Aussprachelexikons für Österreich, das
- Modellaussprachen eines Kernwortschatzes und Modelltexte zur Verfügung stellt;
- neben österreichischen Modellsprechern auch deutsche und schweizerische Kontrastaussprachen enthält, um die Unterschiede zwischen den nationalen Varietäten des Deutschen nachvollziehbar zu machen;
- empirisch durch soziophonetische Sprecherbefragungen abgesichert ist;
2) Veröffentlichung des Aussprachewörterbuchs auf CD-ROM/DVD
Das Wörterbuch soll auf CD-ROM (DVD) als sog. „Sprechendes Wörterbuch“ sowie auch auszugsweise im Internet veröffentlicht werden, damit eine zeitgemäße Präsentation und Verwendung zur Verfügung steht, die einfache Handhabung und eine entsprechende Breitenwirkung gegeben ist. Dazu ist die Entwicklung der entsprechenden Software und der Benutzeroberfläche notwendig.
3) Schaffung wissenschaftlich abgesicherter Grundlagen für die Auswahl bestimmter Sprachformen und für Ausspracheempfehlungen für
- die BerufssprecherInnenausbildung
- das Sprechtraining in österreichischen Schulen
- Personen mit häufiger Präsenz in der Öffentlichkeit
- als Orientierungspunkt für die breite Öffentlichkeit, wenn man sich über Zielnormen informieren möchte.
Damit stehen
- in Österreich erstmals verlässliche Hilfen und Modelle bereit, die in der Lage sind, die weitverbreitete Unsicherheit in diesem Bereich zu vermindern und
- ein valider Ersatz für die Siebschen Aussprachenormen zur Verfügung, die für Österreich in vieler Hinsicht inadequate Regelungen enthalten.
4) Erstellung eines Handbuchs für das Sprechtraining in Österreich auf wissenschaftlicher Grundlage
Ziel eines derartigen Handbuchs sollte es sein, eine verlässliche Grundlage für Aussagen über Ausspracheformen und Aussprachegewohnheiten und deren Bewertung in Österreich zu haben.
Neben allgemeinen Beschreibungen sollte es
- über eine landesweite Untersuchung mit Hilfe einer Hörerbefragung empirisch abgesicherte Daten über die Akzeptabilität und Wirkung unterschiedlicher Aussprache- und Äußerungsformen enthalten, deren Zweck es wäre, eine bessere Einschätzung des jeweiligen Verhaltens zuzulassen;
- dazu beitragen, die gegenwärtige Unsicherheit in der SchauspielerInnen- und BerufssprecherInnenausbildung über eine angemessene Aussprache zu verringern.
5) Abhelfen des akuten Mangels an abgesicherten Übungsmaterialien. Erstellung von Übungsmaterialien (optional):
Die so erfassten Daten könnten in einer späteren Phase des Projekts bzw. in einem Anschlussprojekt zur Erstellung von Übungsmaterialien führen, die in der SprecherInnenausbildung und im Sprachunterricht eingesetzt werden kann.
Besonders im Unterricht Deutsch als Fremdsprache im In- und Ausland fehlen seit langer Zeit derartige Materialien, die den österreichischen Sprachgebrauch zum Inhalt haben. Dies ließ bisher österreichische SprachlehrerInnen hilflos, wenn es darum ging, den eigenen Sprachgebrauch zu legitimieren.
© 2000, zuletzt geändert am 18. Oktober 2001.