Die Klangwelt am Rand der Datenautobahn
Zum Inhalt
Die Verbindung von Musik und neuen Technologien hat in Graz lange Tradition.
Seit mehr als 20 Jahren arbeiten Komponisten und Wissenschaftler am Institut
für Elektronische Musik in diesem Bereich. Bereits in den frühen
70er wurde gemeinsam an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst
und an der Technischen Universität Graz das Toningenieurstudium
eingerichtet, das auf der Basis einer fundierten naturwissenschaftlichen
und musikalischen Ausbildung eine interdisziplinäre Durchdringung von
Technik und Kunst zum Ziel hat. Diese Ausbildung wird seit 1992 mit einem
modernisierten Studienplan als interuniversitärer Studienzweig
geführt. Dadurch ist die Universitätstadt Graz zu einem Zentrum
für Computermusik in Österreich geworden.
Für das Sommersemester 1995 ist am Institut für Elektronische Musik
eine international besetzte Ringvorlesung geplant, die die gegenwärtige
Situation und zukünftige Tendenzen der Computermusik sowohl aus
künstlerischer als auch aus wissenschaftlicher Sicht beleuchten soll.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf den neuen Möglichkeiten, die sich unter
anderem durch leistungsfähige Computernetze und Echtzeitsysteme ergeben,
und deren ästhetischen Implikationen für den Kompositions- und
Rezeptionsprozess.
Gäste aus Frankreich, Deutschland, Kanada und USA werden neben
Institutsmitarbeitern Vorträge und Seminare zu verschiedenen Themen
abhalten. Die Ergebnisse werden in einem Sammelband publiziert, der auch
eine Audio-CD mit Klangbeispielen enthalten wird.
Die Vortragenden
Prof. Mesias Maiguashca, Deutschland, ist Komponist und lehrt im Fach Elektronische Musik an der Hochschule in Freiburg. Er wird in einem einwöchigen Seminar die kompositorische Verwendung der Echtzeit-Klangsynthese vorstellen.
Dr. Miller S. Puckette, USA, war lange Zeit für Software-Entwicklung am IRCAM, Paris, zuständig. Seit 1994 ist er Professor für Computermusik an der University of California in San Diego. Dr.Puckette wurde durch die Entwicklung des Softwarepakets "MAX" weltbekannt. Dieses Echtzeit-System zur Klangsynthese und -steuerung wird auch im Computernetz des Instituts für Elektronische Musik Graz verwendet. Dr. Puckette wird zu diesem Thema ein einwöchiges Seminar für Komponisten und Software-Entwickler halten. Darüber hinaus wird er über die zukünftige Anforderungen an Hardware-Plattformen und Software-Systeme für Computermusik sprechen.
Dr. Karlheinz Essl, Österreich, ist Komponist und arbeitet derzeit am RISC Hagenberg. Er wird über eine MAX-Objektsammlung zur musikalischen Strukturgenese referieren.
Robin Minard, Kanada, lebt als freischaffender Komponist in Berlin. Er hat sich mit seinen Klanginstallationen als Künstler, aber auch als Buchautor, international einen Namen gemacht. Minard wird über die technischen Aspekte von Klanginstallationen sowie über deren Funktion als Kunst im öffentlichen Raum referieren. Das Institut für Elektronische Musik hat Robin Minard 1995 als Gastkomponist nach Graz eingeladen. Er wird gemeinsam mit Institutsmitarbeitern ein Forschungsprojekt zum Thema "Gewinnung von Klangsteuerparametern aus der zeitvarianten Spektralanalyse" durchführen und eine Komposition realisieren.
Dipl.-Ing. Winfried Ritsch, Österreich, arbeitet am Institut für Elektronische Musik Graz unter anderem an interaktiven Systemen und Steuerungstechniken und Steuerungsnetzwerken in der Computermusik. Er wird ein Seminar über den gegenwärtigen Stand der Technik und aktuelle Forschungsergebnisse in diesem Bereich halten.
Günther Rabl, Österreich, ist freischaffender Komponist. Er wird eine Einführung in das von ihm entwickelte Klangsynthesesystem "Numerical Music System" geben.
Klaus Hollinetz, Österreich, lebt als freischaffender Komponist und Schriftsteller in Traun bei Linz, arbeitet am Experimentalmusikstudio des Offenen Kulturhauses, Linz, und realisiert als Gastkomponist ein Klangsynthese- und Kompositionsprojekt am Institut für Elektronische Musik in Graz. Er wird, den gemeinsam mit Norbert Schnell auf der Basis von MAX entwickelten Real-Time-Granularsyntheseplayer GRANY vorstellen und anhand von Klangbeispielen über die Komposition mit Klängen sprechen.
Dr. Robert Höldrich, Österreich, wird über Zeit-Frequenz-Darstellungen als Repräsentation von Klangsignalen für die Analyse und Resynthese sprechen.
Alle Referenten werden Publikationsbeiträge in Wort und Ton zum geplanten
Sammelband zur Verfügung stellen.
Für die Themenbereiche, die einen Seminarbetrieb unter Verwendung von
Computern bedingen, ist eine Teilnahmebeschränkung vorgesehen.
Institut für Elektronische Musik - Abteilung 1
Die Klangwelt am Rand der Datenautobahn - Ringvorlesung zu Gegenwart und Zukunft der Computermusik
Mesias MAIGUASHCA, Hochschule Freiburg
"Klangspektrum und Musik"
20. März - 24. März 1995
Miller S. PUCKETTE, University of California, San Diego
"MAX - Ein Softwaresystem zur Echtzeit-Klangsynthese "
(Vortrag in englischer Sprache)
27. März - 31. März 1995
Winfried RITSCH, IEM Graz
"Computermusik-Systeme - Leistungsprofil und Anwendungen"
3. Mai 1995 1900
Günther RABL, Rastenberg/Wien
"Numerical Music System - Einführung in die Klangverarbeitung am
PC"
8. Mai 1995 1400 und 9. Mai 1995 1200
Klaus HOLLINETZ, Linz, IEM Graz
"Echtzeit-Granularsynthese im Kompositionsprozess"
10. Mai 1995 1000
Robin MINARD, Berlin
"Klanginstallationen"
15. Mai - 19. Mai 1995
Robert HÖLDRICH, IEM Graz
"Zeit-Frequenz-Darstellungen als Grundlage zur Klangmodifikation"
31. Mai 1995 1400 Uhr
Karlheinz ESSL, RISC Hagenberg
"Strukturgeneratoren"
14. November - 17. November 1995
Ort: Institut für Elektronische Musik Graz, Jakoministraße 3-5, 8010 Graz, Zimmer 8
© 1996, zuletzt geändert am 9. Februar 2000.