Open Music
Christian Wolff: Tilbury 4 (1970)
Bernhard Lang: dw4 (2001/02, UA)
Christian Wolff: Edges (1968)
Sonntag, 13. Jänner 2002, 20 Uhr im Museum der Wahrnehmung (MUWA), Friedrichgasse 41, 8010 Graz
dw4 stellt eine weitere entwicklung in der serie der differrenz/wiederholung-stücke dar. es wird hier der improvisatorische aspekt im rahmen einer grafisch skizzierten improvisation der mechanismen und automatismen des differenten oder toten wiederholens gegenübergestellt. in der fassung für musiker und loop-generator wird der wiederholungsprozess zudem weiter automatisiert, die wiederholungen der musiker konkurrieren mit den maschinellen. im vordergrund seht also eine phänomenologie der schleifen, die auf das eigentüm verschachtelte verhältnis von gleichem/differentem abzielt. (bernhard lang)
"Da so wenig angegeben ist, muss man sehr viel von sich selber haben, um etwas damit anfangen zu können ..."
"Edges" ist ein einziges wenige grafische Symbole enthaltendes Blass, "sozusagen eine negative Partitur, weil die Zeichen hauptsächlich zeiten, was man nicht spielt. Man spielt also um ein Zeichen herum."
"Tilbury 4"besteht nur aus 13 Noten. Es gibt keine Partitur, nur Anweisungen für eine nicht spezifische Zahl von Spielern für eine real-time Realisation, eine Art von Improvisation." (Christian Wolff)
"Der Raum, die Zeit, wären voll, mit etwas anderem als Töne oder Stille. Das ist für mich die Idealform einer Aufführung, und das ist das, wozu "Dahinden Kleeb Polisoidis fähig sind." (Nader Mashayekhi)
Konzertbeschreibung in der Kleinen Zeitung vom 15. Jänner 2002
OPEN MUSIC: Spannendes Hörabenteuer
Graz. - Auf erfreulich großes Publikumsinteresse stieß der "open music"-Auftritt des Trios Roland Dahinden (Posaune), Hildegard Kleeb (Klavier) und Dimitrios Polisoidis (Violine, Viola) unter der Mitwirkung von Robert Höldrich (Live-Elektronik/Loop-generator). Zu hören gab es im Grazer Museum der Wahrnehmung kein Konzert der üblichen Art, sondern vielmehr ein spannungsgeladenes Klangabenteuer.
Von den Komponisten Christian Wolff ("Tilbury 4" aus dem Jahr 1970 und "Edges" aus dem Jahr 1968) und Bernhard Lang, dessen "dw4" zur Uraufführung gelangte, mit einem Minimum an vorgegebenen Noten zur Improvisation angehalten, boten die vier Musiker drei Mal jeweils eine halbe Stunde feinste Klänge zum Atemanhalten. Inspiriert wurden sie von einem Blatt mit grafischen Symbolen ("Edges"), 13 Noten ("Tilbury 4") und der Konkurrenz mit dem Maschinellen ("dw4").
Ernst Scherzer
© 2000, zuletzt geändert am 17. Jänner 2002.