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Spiegelharmonien in Skrjabins späten Miniaturen – Kodierte Ekstase?

Vortrag zu Forschungsergebnissen von Deniz Braun
In Alexander Skrjabins (1872-1915) Klavierminiaturen nach 1910 lässt sich das Prinzip einer dem Komponisten eigenständigen Ästhetik aufzeigen. Folgen von symmetrischen (spiegelnden) und nicht-symmetrischen Tonkombinationen weisen eine Regelmäßigkeit auf, die ihnen Ausdruckspotential verleiht. Im Mittelpunkt von Skrjabins Ausdrucksinteresse stand sein individueller Ekstasebegriff – das Erleben einer sonst nicht bewusst erfahrbaren Realität. Durch dieses Erleben sollte ein Wahrheitsfindungsprozess im Selbst ausgelöst werden, welche dem einzelnen Menschen einen Bewusstseinszustand ermögliche, in dem die Einheit aller Dinge erfahrbar werde. Insofern kann seine Musik als erkenntnisorientiert bezeichnet werden. Die vom Autor entdeckte ästhetische Entsprechung von jenem Ausdruckswillen und der vorher erwähnten zentralen, in der Musik vorhandenen, Ordnung, ist Thema dieses Vortrages. Mindestens ist dies ein Einblick hinter die Kulissen einer "philosophierenden Musik" – im Glücksfall vielleicht sogar ein Zugang des Hörers / der Hörerin zu Skrjabins ursprünglicher Inspiration.

Aspekte: Symmetrie als Phänomen, Definition des Begriffs und Rolle in Wissenschaft und Kunst; musikhistorisches Vorkommen; Skrjabin im Kontext der Jahrhundertwende; Mystik und Metaphysik versus Wissen, oder als Wissensform; Schwierigkeiten in der Bestimmung der Skrjabinschen Harmonik; Lösungsweg zur Synthese der harmonischen Beschaffenheit und philosophischen Vorstellungen; Analysen und Beispiele; zukünftige Forschungstendenz des Autors und weitere Anwendungsbereiche des Ideengutes.

Zeit: 20. Mai 2003 von 10:00 - 11:00 Uhr
Ort: IEM CUBE, Inffeldgasse 10/3, 8010 Graz

Last modified 30.04.2003