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Pressemeldung

Pressemeldung DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2003

Graz - Graz 2003 darf alles. Auch einen Opern-Regie- Wettbewerb durchführen, also jenen Bereich thematisieren, der zu Polarisierungen innerhalb des Auditoriums führt. Von den 187 Teilnehmern aus insgesamt 26 Nationen des sich dem Antonia-Akt aus Offenbachs Hoffmanns Erzählungen widmenden Wettbewerbes in zwei Sparten (ring.award und hoffmann.remixed) stellten sich nun die Finalisten im Grazer Schauspielhaus mit szenischen Umsetzungen den Jurys.

Hochinteressant der Ansatz von Leo Krischke und Sofia Mazzoni: Er orientiert sich in seiner hochkonzentrierten Werkinterpretation an ineinander verzahnten Werkaspekten und erzeugt so ein dichtes Geflecht an Bewegungen und Abläufen. Im Mittelpunkt des in einem kühlen Raum angesiedelten Konzeptes steht Antonias neurotisches Verhältnis zu ihren Eltern, zugleich aber auch die Beziehung zwischen Künstler und Öffentlichkeit.

Dass Team Andrea Kilian und Tassilo Tesche stellt die Beziehung zwischen Antonia und ihrer toten Mutter in den Mittelpunkt. In deftigen, fast groben Bildern wird Antonias Sehnen zu singen auf den jugendlichen Wunsch hin konzentriert, ein Star zu sein. Mit Bildern, die dem Songcontest wie dem Life Ball entnommen sein könnten, wird Offenbach radikal umgedeutet.

Einen politisch-moralisierenden Ansatz wählt das Team Claudia Blersch und Giulio Bernardi. Die in eine arabische Kriegslandschaft versetzte Handlung spielt in der Weihnachtszeit, wobei stark zwischen den klischeehaften Männerposen und Frauen als Gewaltopfern polarisiert wird.

Aus dem Off-Bereich, dort wo neben der Regie also auch Inhalt und Musik zur kreativen Bearbeitung freigegeben wurden, kamen interessanterweise die wenigsten Neuakzente innerhalb dieses vom Grazer Wagner Forum veranstalteten Wettbewerbs. Das Siegerteam Birgit Kadatz und Britta Nagel orientierten sich in ihrer in der Grazer Seifenfabrik produzierten szenisch-musikalischen Arbeit ganz an den Frauenfiguren Antonia, Giulietta und Olympia.

Das musikalische Material bleibt in seiner Substanz unangetastet und wird lediglich formal konzentriert, wirkt potpourrihaft. Die szenische Neuformung spielt sich dabei zwischen dem an Tischen im Saal sitzenden Publikum ab, bleibt aber einer konservativen Ausdruckssprache verhaftet.

Dass die Jurys (neben einem Preis für das Team Krischke/ Mazzoni) gerade diese Produktion zum Favoriten wählten, löste heftigen Widerstand im Publikum aus. Vor allen Dingen aber wird - wegen mangelnder Qualität, so die Juryvorsitzende Karen Stone - dieses Jahr kein "Ring.award" vergeben. Den Auftrag für eine Bühnenproduktion bei Theater Graz bekommt das Team Kadatz/Nagel. Wer hätte das gedacht. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2003)


Last modified 18.06.2003