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Myo-e

Kammeroper von Yasuko Ueda

Besetzung: Bariton David Park, Mezzosopran Hsin-chih Tseng

Ensemble für neue Musik: Flöte Sandra Kirschenhofer, Violoncello Johanna Kotchy, Schlagzeug Scheng Hu

Live-Elektronik: Nils Peters

Eine Szene von der Kammeroper wird voraussichtlich im Ramen des "Opernprojekts" in Saison 2006/2007 bei den Vereinigten Bühnen in Graz aufgeführt.

Zur Kammeroper “Myo-e”

Yasuko Ueda

Man hat einen freien Nachmittag, die Sonne scheint, Vögel singen. Was nun? Es genügt vielleicht, in die Natur zu gehen, sie einfach zu erleben und zu genießen. Aber es gibt auch Tage, an denen wir mehr brauchen, wo uns die sprießenden Knospen zu Anderem zwingen. Manches Gefühl, manche Emotion verlangt eine eigene Gestalt, eine eigene Form.

In der Kammeroper “Myo-e” wird eine Geschichte erzählt. Diese Geschichte ist gleichzeitig ein innerliches Drama eines Mönchs, der auch in der Oper auftritt. Myo-e existierte im 16. Jhdt. in Japan und war bekannt dafür, dass er über seine Träume exakt berichtet hat. Er “lebte” in den Träumen ein genau so wichtiges Leben wie in der irdischen Welt und als jungfräulich gestorbener Mönch war es die einzige Möglichkeit für ihn, seine Frauenfigur zu finden.

In der Oper gibt es vier Gestalten:

Gisho/Myo-e (Bariton)

Zenmyo/Puppe (Messosoprano)

Gisho (Myo-e) war ein koreanischer Mönch und ging in die Lehre nach China. Eine Frau, Zenmyo, sah Gisho und verliebte sich auf den ersten Blick in ihn. Gisho sagte ihr ab, aber Zenmyo war nicht enttäuscht oder verletzt, im Gegenteil, sie entschied, daß sie ihm helfen wollte, Bodhisattva zu werden. Sie verwandelte sich in einen Drachen und dann einen Stein um ihn zu schützen.

Erste Szene

Gisho ging nach China und traf Zenmyo. Zenmyo verliebte in Gisho aber er verneinte ihren Wunsch. Zenmyo entschied ihm zu helfen.

Zweite Szene

Gisho ging zu einem bekanntem Mönch und kam in die Lehre.

Enschub-Traum

Myo-e bekam eine Duftlampe. In der Lampe gab es verschiedene Keramiken. Eine Puppe vermisste ihre Heimat China und weinte. Myo-e tröstete die Puppe und als die Puppe hörte, daß er ein großen Mönch war, bot die Puppe ihm seine Liebe an.

Dritte Szene

Zenmyo richtete die Geschenke für Gisho, der nach Korea zurückkehrte. Als sie am Hafen ankam, war er aber schon weggefahren. Zenmyo grämte sich und warf die Geschenke ins Meer, und betete darum, dass das Meer sie zu Gisho bringen möge. Die Geschenke flogen und kamen ins Schiff. Als sie dies sah, warf sie sich ins Wasser, verwandelte sich in einen Drachen und brachte Gisho nach Korea. In Korea verwandelte sie sich in einen Stein und schützte seinen Tempel.

Vierte Szene-Traum

Puppe bot um die Liebe von Myo-e, als er das akzeptierte, verwandelte die Puppe sich in eine Frau.

(Texte aus: “Kegon-emaki”, einer japanische Bildrolle aus dem 16 Jhdt, in Japanisch und ihrer deutschen Übersetzung, Bearbeitung der deutschen Texte: Georg Friedrich Haas)

Musikalische Ideen

Die Oper steht aus drei Schichten:

Singstimmen

Die Singstimmen erzählen die Drama zwischen Gisho und Zenmyo und beschreiben gleichzeitig die Innenseite von Myo-e. Texte sind auf Japanisch und Deutsch, verständlich oder unverständlich, mehrmals wiederholt.

Schlagzeugpulsation

Durch das ganze Stück wird kontinuierte Schlagzeugpulsation gespielt. Unmerklich veränderte Pulsationen lassen Trance-Situationen entstehen, vergleichbar schamanischen Ritualen.

Unendliche Spirale

Von dem Ensemble gespielte Fragmente werden durch einen “Spirator” gesteuert, und bauen “entwickelnde Kanons” und Klängräume in mikrotonalen Reibungen. Diese Schicht ist eine musikalische Übertragung des buddistischen Shomyo. (Kei dem Gebet “Kegon” wiederholen sich ähnliche Sätze, die immer ein wenig verändert werden.) Es soll ein Effekt entstehen, als ob ein musikalisches Licht erscheinen würde. Diese drei Schichten vertauschen ihre Rolle (Vordergrund-Hintergrund) während des Stückes und in der “vierten” Schicht , die in fünf Richtungen im Mandala-Prinzip räumlich organisiert ist.

Yasuko Ueda Bio:

geboren in Ishikawa/Japan. Kompositionsstudium bei Norio Fukushi und Kiyotomi Yoshizaki in Tokyo, 1995 Bachelor of Art (Komposition) mit Auszeichnung. Danach übersiedelte sie nach Österreich und studierte Dirigieren in Wien und Graz, bei Arturo Tamayo, Wolfgang Bozic und Rupert Huber. Finalistin beim “Centro Acanthes” bei Peter Eötvös, Preisträgerin im “Neeme Järvi 1st Conducting Mastercourse.” Probeassistanztätigkeit bei Rupert Huber (WDR, SWR). Seit 2003 Magisterstudium Komposition und Musiktheorie bei Georg Friedrich Haas und Beat Furrer. Verschiedene Auftritte in Konzerten und Radiosendungen, z.B. im V:NM Festival, im Festival für Stimme und Klavier in Wien u.a.. Gründerin der “Musik Labor” Konzertreihe.

Fotoalbum


Last modified 03.01.2006