Körperlicher Ausdruck in der Elektronischen Musik
Presse Seite 30.
Der Körper hat in den vergangenen Jahren in den Kunst- und Kulturwissenschaften gesteigerte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dies kann auch als Reaktion auf Tendenzen der mit elektronischen Medien operierenden Künste verstanden werden: nämlich den Bezug auf den Leib zu verflüchtigen, unsichtbar zu machen, ja vermeintlich ganz hinter sich zu lassen. Dort, wo sich (bei der elektronischen, elektroakustischen, und sämtlicher anderer Musik, die mittels elektronischer Reproduktions- und Synthesemethoden seit etwa Ende der 1940er Jahre hervorgebracht wird) erzeugter Klang, Klangerzeuger und Anreger der Klangerzeugung voneinander trennen, verliert der Körper – sowohl im Interpreten als Anreger, wie auch im klingenden Ding als Erzeuger – tendenziell seine Anwesenheit. Die Apparaturen, die eine Vervielfältigung des klanglichen Spektrums und seiner Verfügbarkeit in Zeit und Raum erreicht haben, taten dies auf Kosten eines Kontaktes, der bis dahin maßgeblicher Träger eines wesentlichen musikalischen Moments war: des Ausdrucks. Die wissenschaftlichen Körperdiskurse haben zwar die technologisch vermittelte Wiedereinführung des Körperlichen (in Form von „Interfaces“) in die elektronische Musik innerhalb unterschiedlicher Kontexte beobachtet und kommentiert. Zu kurz kamen und kommen dabei aber die zentralen ästhetischen Fragen, inwieweit das Vorhandensein von Körpern – der konkreten Körper derer, die Musik komponieren, interpretieren und hören, wie der gedachten oder assoziierten Körper etwa der Instrumente und Klangerzeuger (einschließlich der obligatorischen Lautsprecher) – sich in der musikalischen Erfahrung elektronischer Musik niederschlagen, und in welcher Weise sie das Phänomen Ausdruck prägen. Diesen Fragen widmet sich das Grazer Symposion.
Veranstalter: Institute 17 (IEM) und 14 (Wertungsforschung)
Zeit: 5. – 7. November 2009
Ort: IEM CUBE, Florentinersaal und MuMuth
Sprachen: Englisch und Deutsch
Abgabetermin Manuskripte: 1. Februar 2010
Publikation DVD/Buch: Herbst 2010