Der Körper als Musikinstrument
steiermark.orf.at, 6.11.2008
Wir hören nicht nur mit dem Ohr: Am Grazer Institut für Elektronische Musik und Akustik erforschen Wissenschafter mit Tänzern Zusammenhänge zwischen Körpergefühl und musikalischem Ausdruck.
Gesehene, gehörte und gespürte Bewegung
Seit September 2007 läuft am Institut für Elektronische Musik und Akustik der Grazer Kunstuniversität das FWF-Projekt "embodied generative music". Dabei handelt es sich um den Versuch, das Zusammenspiel von gesehener, gehörter und gespürter Bewegung zu erkunden.
Nicht nur mit dem Ohr hören
"Die Haupthypothese war es, dass wir nicht nur mit dem Ohr hören", so Deniz Peters, verantwortlich für Forschung und Koordination des Projekts. "Eigentlich hören wir mit unserem ganzen Leibgefühl", so Peters. Er ist überzeugt, dass unseren alltäglichen Erfahrungen mit der Klanglichkeit von Körperbewegungen und Berührungen in das Hören von Musik mit einfließen.
TänzerInnen aus der ganzen Welt sind zu Gast in Graz.
Musik durch Bewegung
TänzerInnen und ChoreographInnen von Österreich bis China kommen für das Projekt "embodied generative music" nach Graz, um im "ästhetischen Labor" mithilfe ihrer Bewegung Musik zu erzeugen.
Gesten, Drehungen, Spannungen und kleinste Bewegungen lassen Klang im Raum entstehen. Dies geschieht mittels Bewegungserfassungstechnologie: "Wir versuchen den Körper in die Erzeugung elektronischer Musik einzuholen", so Peters.
Komposition durch Bewegung
Auch für die Tänzer und Choreographen ist dies eine einzigartige Erfahrung. Obwohl sie "keine Instrumentalisten" sind, erzeugen sie spontan mit ihren Bewegungen musikalische Strukturen, beispielsweise Motive, die sich – wie in der klassischen Musik – wiederholen und variieren.
Ein eigener Forschungszweig soll entstehen.
Körpergefühl für Klang
Für das Projektteam - bestehend aus dem Projektleiter Gerhard Eckel, Deniz Peters und David Pirrò - sind das bereits erste Erkenntnisse. "Heute sagen wir, es muss so etwas wie ein Körpergefühl für klangliche Verläufe geben", verrät Deniz Peters.
In dieser Art der Forschung, die wissenschaftliches Vorgehen mit künstlerischem verbindet, sieht der Musikwissenschafter großes Potential. Er kann sich vorstellen, dass daraus sogar ein eigener Forschungszweig entstehen könnte.
FH Joanneum In Zusammenarbeit mit der FH Joanneum - Journalismus und Unternehmenskommunikation und den steirischen Universitäten.