Morgen-Sterne
Kleine Zeitung, 29.10.2004
Klangmaler mit dem Manual
Der junge Komponist und Musiker Georg Holzmann besitzt große harmonische Ausstrahlung. Die setzt er als Künstler um – unkonventionell.
Andere Spuren. eine Beziehung zur Musik war schon in frühen Kindheitsjahren intensiv, führte aber alsbald zur einer für ihn keineswegs schmerzhaften Trennung. Denn schon beim Versuch, sich dem Klavier einigermaßen anzunähern, wähnte sich der Eibiswalder Komponist und Musiker Georg Holzmann auf dem falschen Weg. Er hatte andere Klang- und Tonspuren im Sinn. Nerviges Üben. Scheinbar paradox mag es da klingen, dass er, "genervt durch stundenlanges Üben", befürchtete, zur reinen, reproduzierenden "Musikmaschine" zu werden und seine künstlerische Bleibe bei einem anderen "Instrument" fand, welches letztlich auch maschinellen Charakter hat: der von Puristen mit Grummeltönen bedachten Computermusik.
Musik und Mathematik. Geprägt auch durch seine vielseitigen Beschäftigungen mit der Mathematik wurde für Georg Holzmann das Manual zur Klaviatur und der Laptop zum Improvisations- Instrument. Wenngleich er über große harmonische Ausstrahlung verfügt, hat der Soundsucher mit der klassischen Harmonielehre rein gar nichts mehr im Sinn.
Eindrucksvolle Antworten. Freilich, so simpel, wie er das darstellt, ist sein Dasein in freien Klangwelten keineswegs. O-Ton Holzmann: "Man bastelt, programmiert, komponiert ewig an irgendwelchen Gedanken herum und erfüllt damit überhaupt keinenZweck. . ." Damit stellt er, keineswegs als Erster, die künstlerische Existenz in Frage, aber er liefert eindrucksvolle Antworten. Es sind ferne Klänge, die er herbeiholt, aber er verfügt über das rare, große Talent, ihnen rasch zu einer Vertrautheit zu verhelfen, fernab konventioneller Akkordarbeit. Er wird noch viel von sich hören lassen, ganz gewiss.
Morgenstern-Trio-Abend. Am 3. November wird "stateX5.5" von Georg Holzmann im Grazer Literaturhaus uraufgeführt, Sonja Harter liest neue Gedichte und Georg Petz seine neue Kurzgeschichte "Das schweinerne Leben". Beginn: 20 Uhr (Eintritt frei).
Zur Person
Georg Holzmann, geboren 1982. Studium Toningenieur/ Computermusik seit 2002 an der Kunstuni und TU Graz. Zahlreiche Computer-Kompositionen, Open Source Software- Entwicklungen. "stateX5.5" nennt sich seine jüngste Komposition, u. a. für Cello, Kontrabass, Saxophon und Live-Elektronik.
ROBERT HÖLDRICH EMPFIEHLT...
...Georg Holzmann, weil seine Ausbildung als Toningenieur, einer interdisziplinären Studienrichtung der Kunstuniversität Graz, sein Komponieren durch kreatives algorithmisches Denken geprägt hat. In der Verbindung von Komponist, Musiker, Mathematiker und Techniker repräsentiert er einen Künstlertypus, der in der Lage ist, Neues an der Schnittstelle zwischen Komposition und Klangexperiment zu schaffen. Sein sensibler Umgang mit Technologie erhebt diese nie zum Fetisch. (Robert Höldrich, Kunst-Uni Graz).
Kleine Zeitung: