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Loop Generator - Bernhard Lang

Der Standard, 22.11.2006
Klingende Lektionen über die Chaostheorie
Wien Modern: Neues und Bekanntes von Bernhard Lang
Wien - "Komm ins Offene, Freund" ist vielleicht einer der gefährlichsten Verführungsversuche der deutschen Lyrik. Nicht umsonst landete Friedrich Hölderlin, der ihn hinschrieb, im Narrenturm.


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So ist es nicht verwunderlich, dass jeder in dem zu verharren sucht, wo er einmal heimisch geworden ist.

Dieses Verhaltensmuster lässt sich an der Neuen Musik insgesamt feststellen und freilich auch an einzelnen Komponisten, die sich in dem, was sie Stil nennen, einigeln.

So wusste man auch am Montag im Neuen Saal des Konzerthauses, wo fünf Kompositionen des I hate Mozart-Komponisten Bernhard Lang zu hören waren, vor allem zu Beginn nicht ganz genau, ob das, was man an ihm schon seit Längerem als komplexen Personalstil bewundert, sich allmählich nicht doch zur Masche perpetuiert.

Zu diesem Verdacht verleitet möglicherweise schon der Gleichklang der Titel. Sie beginnen jeweils mit den Buchstaben "DW", die in der Reihenfolge ihrer Entstehung nummeriert sind.

Fraktale Strukturen

Die zwei Lettern stehen für die Wörter "Differenz/Wiederholung", womit auch schon das strukturelle Grundprinzip von Bernhards Langs Schaffen definiert ist. Vergröbert gesagt, ist Langs Musik eine Art von zum Klingen gebrachter Fraktaltheorie.

Jetzt fragt sich nur, wie weit man es mit der Selbstähnlichkeit, die ja eines der Ordnungsprinzipien der Chaostheorie darstellt, nun treibt. In den eingangs gespielten beiden Beispielen, DW10a und DW6a, das eine für E-Zither und Loop-Generator, das andere für E-Viola/E-Violine und Loop-Generator, schien dieser Schematismus der selbstähnlichen Diminution und Iteration mitunter doch etwas allzu einfach durchschaubar.

Zu welch spannenden, sich weit verzweigenden Strukturen Lang jedoch findet, wenn er, Hölderlins Aufforderung gehorchend, "ins Offene" geht, wurde nicht nur in seinem DW15 "Song and Preludes" für Zither und Mezzosopran spürbar, sondern noch deutlicher im uraufgeführten DW6c für E-Gitarre, E-Bass, Drum-Set und Loop-Generator und vor allem in DW10b für Koto, Stimme und Loop-Generator. Vor allem im letzten Werk verschmolzen Struktur und Exotik zu globalisierter Gegenwärtigkeit im besten Sinn.

Mit dem Geiger Dimitrios Polisoidis, dem Gitarristen Bernhard Schöberl, dem Schlagzeuger Herbert Pirker und den Sängerinnen Makiko Goto und Sabine Lutzenberger sowie den übrigen Mitwirkenden war für eine Wiedergabe von angemessener Präzision gesorgt. Sie fand berechtigt viel Beifall. (Peter Vujica/ DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2006)

© derStandard.at
2006

Last modified 22.11.2006