Embodied Generative Music
Was ist EGM?
Hauptziel des Forschungsprojekts EGM ist das tiefere Verstehen der Beziehungen zwischen musikalischem und körperlichem Ausdruck – eine zentrale Frage der gegenwärtigen Wahrnehmungsforschung. Die innovative Methode dieses ersten österreichischen anwendungsorientierten Grundlagenforschungsprojekts an einer Kunstuniversität (im Rahmen der Translational Research Project Förderlinie des FWF) verschränkt die Sicht der Musikästhetik mit praktischer Klangarbeit anhand sich in Klang verwandelnder expressiver Gesten, Drehungen, Spannungen, und räumlicher Position. TänzerInnen/ChoreographInnen nutzen ihre Körperexpertise im sogenannten „ästhetischen Labor“ am Grazer Institut für Elektronische Musik und Akustik IEM, für das Befragen und Explorieren musikalischer Bewegungsabläufe. Hier wird, mittels Bewegungserfassungstechnologie aus dem Computeranimationsbereich und algorithmischen Klang- und Kompositionsmodellen, der improvisierende tanzende Körper simultan zum Instrument und Spieler: kleinste Bewegungen werden, in Abhängigkeit von ihrer Position im Raum und zum Körper, in Klänge umgewandelt. Es entsteht der Eindruck eines raumfüllenden, unsichtbaren Instruments, das sich – spontan – gestisch und tänzerisch spielen läßt. Systematisch und künstlerisch erforscht werden hieran u.a.: entstehende Veränderungen in der Selbst- bzw. Körperwahrnehmung, und im Körperausdruck der TänzerInnen; der klassischen und zeitgenössischen Kunstmusik vergleichbare musikalische und intermediale (d.h. visuell-akustische) Strukturen und Qualitäten; sowie Szenarien, die Computermusik interpretierbar machen, d.h. die dem Instrumentalspiel innewohnende Körperlichkeit einbeziehen. Ergebnisse zielen auf ein avancierteres Musikverstehen (Ästhetik und Philosophie), die Musikanalyse und Improvisationsforschung, als auch auf praktische Anwendungen in der interaktiven Performance- und Medienkunst ab und sollen KünstlerInnen die systematische Arbeit mit einem neuen Medium samt Technologie und wahrnehmungstheoretischer Basis eröffnen. Langfristig anvisiert sind Anwendungen in der Tanz- und Musikpädagogik.
Wer forscht?
Kernteam: Projektleitung und Forschung: Prof. Dr. Gerhard Eckel (Komponist und Multimediaexperte, Leiter des IEM, davor Projektleiter beim EU-Projekt LISTEN, langjährige Positionen bei der Fraunhofer-Gesellschaft und IRCAM Paris)
Forschung und Koordination: Dr. Deniz Peters (Musikwissenschaft und komplexe intermediale Improvisation)
Mitarbeiter (IEM): Wiss. Assistenz: Mag. David Pirrò
GastkünstlerInnen (bisher):
Tanz/Choreographie: Lucy Lungley (Leicester, UK)
Tanz/Choreographie: Nadine Puschnigg (Montpellier, Frankreich)
Tanz/Choreographie: Magdalena Chowaniez (Wien)
Tanz/Choreographie: Anna Nowak (Wien)
Tanz/Choreographie: Alexander Gottfarb (Wien)
Kooperation:
IRCAM: Norbert Schnell (Forscher und Entwickler in der Gruppe Musikalische-Echtzeit- Interaktion)
Hochkarätiger internationaler wissenschaftlicher und künstlerischer Beirat mit ExpertInnen auf Gebieten der Philosophie, Wissenschaftstheorie, Medienwissenschaft, Computermusik, Tanztheorie, Choreographie, der interaktiven Performance und der zeitgenössischen Tanzszene
Wo und wann?
Das Projekt läuft vom 1. September 2007 bis März 2010 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Es ist lokalisiert am Institut für Elektronische Musik und Akustik IEM, der für dieses Projekt aufgrund seiner international herausragenden Positionierung an der Schnittstelle zwischen Kunst und Forschung idealen Forschungsstätte; die technologische Umgebung inklusive hochwertigem Tracking-System ist installiert im CUBE, dem Veranstaltungsraum des IEM. Im Rahmen des Projekts findet voraussichtlich Ende 2008 ein internationales Symposion statt; Dokumentation und Ergebnisse, neben einem Prototyp mit verdeutlichenden Fallstudien, fließen in die Publikation eines Buchs mit DVD gegen Ende der Laufzeit.
http://www.embodiedgenerativemusic.org/
DP 30/10/07