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Expressivere und intuitivere elektronische Musikinstrumente durch die Integration von Machine-Listening-Konzepten

Thomas Grill

Elektronische Musikinstrumente sind durch die Vielfalt ihrer klanglichen Möglichkeiten aus dem zeitgenössischen Musikschaffen, sei es in Studioproduktion oder Live-Performance, nicht wegzudenken. Der gewaltige Möglichkeitsraum bezüglich klanglicher und struktureller Gestaltung, besonders durch die Einbeziehung aufgenommenen Klangmaterials, verlangt vor allem im Live-Einsatz nach Strategien, die es Spielern ermöglichen, die Klang erzeugenden Prozesse adäquat nachvollziehen und zielgerichtet steuern zu können. Kompromiss zwischen der durch den Spieler bewältigbaren und der gestalterisch erforderlichen Möglichkeiten unvermeidlich, der sich am Einsatzgebiet, im Falle eines Musikinstruments einer spezifischen musikalischen bzw. akustisch-stilistischen Umgebung orientieren muss. Besonders im experimentellen Kontext und instrumental-elektroakustischer Improvisation, wo das Ausdrucksspektrum sehr breit bzw. rasch wechselnd sein kann, sind darüber hinaus intuitive und antizipative Zugänge unabdingbar, um im Spiel zu bleiben – je barrierefreier das Instrument gestaltet ist und je direkter der Zugriff auf die benötigte Funktionalität erfolgen kann, desto reaktionsschneller und expressiver kann in das musikalische Geschehen eingegriffen werden. Andererseits ist eine charakteristisch ausgebildete körperliche oder auch virtuelle Widerständigkeit des Instruments für einen agierenden Musiker von großer Bedeutung: als Angriffs- und Reibfläche, die den Aufbau gestischer Energie erst möglich macht.

Das gegenständliche Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob und wie durch dynamische Adaption des elektronischen Instrumentariums unter Berücksichtigung spezifischer Stilistiken des Spielers und des musikalischen Kontextes eine einfachere, intuitivere Bedienung und größere Expressivität ermöglicht werden kann. In einem ersten Schritt wird durch Fallstudien (Analyse eigener künstlerischer Techniken, sowie Beobachtung und Befragung anderer Musiker) eine Systematisierung der zentralen Punkte der Forschungsfrage unternommen.

Als zweiter Schritt wird eine Implementierung der beabsichtigten Funktionalität unter Einbeziehung der bestehenden Literatur entwickelt. Zur Analyse des instrumentalen Repertoires wie auch der musikalischen Umgebung kann auf eine Reihe von etablierten Methoden des Machine-Listening zurückgegriffen werden. Das In-Beziehung-Setzen der klanglichen Vorgänge im gespielten Instrument bzw. dessen Repertoires mit jenen innerhalb der musikalischen Umgebung kann auf der Grundlage der Spektromorphologie, eines auf Hörerfahrung beruhenden Beschreibungssystems von klanglichen Strukturelementen und deren Zusammenhängen erfolgen. Mit Methoden der Artificial Intelligence (Expertensystemen) können daraus – und unter Einbeziehung individueller gestalterischer Strategien – kontextsensitive Entscheidungshilfen generiert werden.

In einem dritten Schritt wird die Verifikation der angestrebten Funktionalität im praktischen musikalischen Einsatz in Projekten unterschiedlicher instrumental-elektronischer Konstellationen vorgenommen.


Last modified 30.11.2009