Beiträge zur Elektronischen Musik 7
5. Iteration des Substitutionsprozesses
Der oben beschriebene Vorgang der Substitution läßt sich iterativ wiederholen; das heißt, die Substitutionen werden an jedem Intervall der neugewonnenen Reihe ausgeführt, was wieder zu einer neuen Makroreihe führt und so fort. Es kann hierbei in allen Iterationen dieselbe Substitutionstabelle verwendet werden, aber auch Variationen derselben.Die Länge der Reihe wächst dadurch exponentiell. Deshalb habe ich bisher auch meist nur 3 5 Iterationsebenen verwendet, was immerhin zu Reihenlängen von über tausend Tönen führte. Diese Iterationsebenen legen in der Realisation eine musikalischstrukturelle Abschattung nahe, um die Vielschichtigkeit des Ergebnisses auch hörbar zu machen.
In diesem Vorgang wird, so meine ich wenigstens, die Affinität zu den Iterationen der Patterngeneratoren bei Mandelbrot besonders deutlich.
Das folgende Beispiel zeigt 5 Interationsebenen aus 'Brüche' (Abb. 6 und 7). Als Substitutionstabelle wurde für Iteration IIV verwendet:
Summe | Ordnung | Ersetzung |
-4 -1 -3 5 2 6 |
2 3 4 2 2 3 |
[-6 2] [1 3 -5] [-4 1 3 5] [1 4] [-3 5] [2 6 -2] |
Für die V. Iteration wurden Mikrointervalle zur Diminution verwendet.
Die Substitutionstabelle lautet:
Summe | Ordnung | Ersetzung |
-12(4) -3(-1) -9(-3) 15(+5) 6(+2) 18(+6) |
4 -4 5 4 3 5 |
[-4 -1] + [-2 -5] [-4 -1 -3 5] [1 3 -5 -2 -6] [5 2] + [2 6] [2 6 -2] [1 4] + [5 2 6] |
Die V. Iteration wurde in Abb.6 aus Platzgründen nicht mehr vollständig ausgeführt.
Abb. 6: Iterative Diminution aus 'Brüche': Konstruktionsplan
Hier wird mit Sechsteltönen
substituiert. Die halbtönigen Intervalle werden dementsprechend
verdreifacht. In der Substitutionstabelle nicht auftretenden
Intervalle werden durch Addition mehrerer ersetzbarer Intervalle
diminuiert.
Die deterministische
Verwendung obenstehender Substitutionstabelle führte zu
folgenden musikalischen Ergebnissen (ein Beispiel einer
Klarinettenstelle aus ´Brüche´ soll einen Diminutionsvorgang
mit Lizenzen verdeutlichen):
Abb. 7: Partiturausschnitt aus 'Brüche', T.1ff
6.
Strukturelle Darstellung der Iterationsebenen
Um die Iterationsebenen
unterschiedlich darstellen zu können, bieten sich verschiedene
Möglichkeiten an:
6.1. Zeitliche Differenzierung
Im Begriff der Diminution an sich ist die zeitliche Differenzierung bereits enthalten, wobei die zu diminuierenden Ausgangswerte mit den unterscheidbar längeren Zeitwerten assoziiert werden, den Diminutionen selbst werden kürzere Bewegungen zugeordnet. Im vorliegenden Algorithmus kann dementsprechend die Zeiteinheit pro Iterationsebene verkleinert werden. Außer der substraktiven Verkleinerung bei gleichbleibender metrischer Einheit ist auch eine Verkleinerung der letzteren möglich. Als Beispiel:
Iterationsebene 0 | ---> | metrische Teilung | 1:4 |
Iterationsebene 1 | ---> | metrische Teilung | 1:5 bzw. 1:10 |
Iterationsebene 2 | ---> | metrische Teilung | 1:6 bzw. 1:12 u.s.f |
6.2. Dynamische Differenzierung
Die dynamische Differenzierung der Iterationsebenen würde einer neuen, freieren Art von dynamischer Serialisierung gleichkommen und ist mehrfach variierbar. Jeder Iterationsebene wird hier ein dynamischer Bereich zugeordnet. Als Beispiel:
Iterationsebene 0 | ---> | pppppp bis ppp |
Iterationsebene 1 | ---> | ppp bis p |
Iterationsebene 2 | ---> | p bis mf |
Iterationsebene 3 | ---> | mf bis f |
Iterationsebene 4 | ---> | f bis ff |
Ebenso denkbar ist eine Umkehrung der Zuordnung, also die Iterationsebene 0 mit den f/ff Werten zu belegen.
6.3. Klangliche Differenzierung
Klangliche Differenzierung ist natürlich mit der dynamischen eng verbunden. Möglich sind darüber hinaus Zuordnungen von:
- Spieltechniken (z.B.: arco, pizz, col legno, sul ponticello, sul tasto etc.)
- Instrumentation: Verteilung der Ebenen auf verschiedene Instrumente/ Instrumentengruppen
- Präparationen: Ausklammerung oder Unterstreichung einzelner Ebenen durch Präparation der betroffenen Töne.
6.4. Differenzierung durch mikrotonale Diminutionen
Die Intervallbeziehungen der iterationsspezifischen Diminutionen können in verschiedenen Oktavteilungen dargestellt werden:
Iterationsebene 0 | ---> | Teilung pro Oktave | 1:12 ( Halbtöne) |
Iterationsebene 1 | ---> | Teilung pro Oktave | 1:24 (Vierteltöne) |
Iterationsebene 2 | ---> | Teilung pro Oktave | 1:48 (Achteltöne) |
Die
Substitutionsmöglichkeiten schränken sich bei dieser Wahl
natürlich ein.
Das Intervall 3 (kleine Terz)
der Iterationsebene 0 würde einem Intervall 6 (sechs
Vierteltöne) der Iterationsebene 1 entsprechen. Es kämen dann
alle Substitutionen für den Wert [6] in Frage. In der Achteltonebene
käme es zu einer weiteren Verdopplung der Ausgangswerte, was
hier schon zum relativ ungünstigen Wert [12] führen würde.
6.5. Differenzierung durch unterschiedliche Freiheitsgrade im Diminutionsvorgang
Bisher wurde die Betrachtung auf einen mehr oder weniger determinierten Automaten eingeschränkt; tatsächlich laßt sich die Diminution natürlich auch in einem freien Nachempfinden der Ausgangsintervallik improvisatorisch durchführen. Dabei bleibt die Gestaltfunktion der diminuierten Reihe bzw. ihr Gestus annähernd erhalten, vor allem, wenn sich die freie Diminution auf die letzte Strukturebene beschränkt und die Ausgangsintervallik der tieferen Strukturebenen beläßt.6.6. Differenzierung nach Verzerrungsgraden
Derzeit arbeite ich an der Entwicklung von Verzerrungsprozessen im Iterationsvorgang: mit jedem Iterationsschritt soll die Substitutionstabelle durch einen 'zufälligen' Faktor deformiert werden. Dadurch steigt die Varietas, allerdings führt dieser Vorgang sehr schnell zu einem völligen Schwinden aller Ähnlichkeitsbeziehungen. Denkbar wären hier diskret anwachsende proportionale Verformungen der Ausgangsintervallik mit jeweils neuen Partialisierungen und Substitutionen pro Iteration. Dadurch würde es zu einer langsam fortschreitenden Entfernung von der Grundgestalt kommen.Spätestens hier muß der Einwand auftreten, ob es sich bei dem beschriebenen Verfahren nicht einfach um ein neoserialistischens Paradigma handle. Als Ausgangspunkt würde ich diese Klassifikation bejahen, doch in der Dynamik des Iterationsvorganges kann es zu einer neuen Auffassung der Serie an sich kommen, die als Metaserie
a) die Merkmale einer
Binnenkontrapunktik zeigt, also in sich kein einschichtiges
Gebilde darstellt,
b) sich nicht auf
dodekaphonische Vollständigkeit und Komplementarität
beschränkt,
c) authentisch in ihrem Umgang
mit richtungsgleichen Intervallen sein kann,
d) verschiedene Freiheitsgrade
des Komponierens simultan integrieren kann,
e) deren Umfang sehr groß
werden kann,
f) und die letztlich auch
harmonische Deutungen zuläßt.
Andererseits läßt sich das
Verfahren bei einer strengen Konzeption der Diminutionsregeln als
serielles Verfahren verstehen, d.h., sie schließt diese Deutung
nicht aus, kann sie aber vielleicht erweitern.
Ich sehe so etwa die
Möglichkeit, unter Verwendung deterministischer Prozesse einen
Zufallsgenerator im Sinne Cage´s zu schaffen, vor allem bei
Erzeugung größerer Tonmengen. Durch mehrfache Iteration läßt sich
der Tonraum sehr schnell mit Klangmassen ausfüllen, was
besonders unter Verwendung von Mikrointervallik einer Annäherung
an das Rauschen entspricht.
7.
Harmonische bzw. vertikale Diminutionen
Bislang wurde nur die
Diminution von Sukzessivintervallen diskutiert. Dadurch laßt
sich eine 'selbstähnliche' Struktur in der
horizontal-melodischen Dimension herstellen. Es stellt sich nun
die Frage, ob der gleiche Vorgang in der vertikalharmonischen
Dimension ebenfalls zu bewerkstelligen ist.
Die Ausgangsreihe laßt sich zunächst auf verschiedene Weisen seriell harmonisch interpretieren:
7.1. Harmonische Deutungsmöglichkeiten der Reihe
7.1.1 Kontraktionsklang
Ein Kontraktionsklang entsteht durch: Zusammenziehung aller Sukzessivintervalle zu Simultanintervallen. Die Ähnlichkeitsbeziehung zur Grundgestalt geht dabei weitgehend verloren. Es treten neue Intervallstrukturen in der Vertikale auf.Abb. 8: Kontraktion von fünf Sukzessivintervallen zu einem sechstönigen Akkord
7.1.2. Akkord der Positivintervalle
Hierbei treten alle Intevalle der Reihe in ihrer positiven Form auf, [-4] wird also zum dodekaphonischen Komplement [8], [-1] zum Komplement [11] u.s.f. Hier gibt es Ähnlichkeitsbeziehungen zur Grundgestalt, allerdings mit der Einschränkung der Gleichsetzung von Komplementärintervallen, die eine starke Verformung der Grundgestalt bewirkt. Die Intervalle können in der vertikalen Interpretation sowohl von unten nach oben als auch umgekehrt aufgetragen werden.19ABB.9: Positivintervallakkord der Reihe [-4-1-3+5+2]
7.1.3. Akkord der Absolutbetragsintervalle
Behält man die Intervalle in ihrer absoluten Quantität bei und trägt sie in der Vertikalen auf, erhält man einen Akkord, der wieder Ähnlichkeit zur Ausgangsreihe zeigt: So wird die Ausgangsreihe [-4-1-3+5+2] zum Akkord [+4+1+3+5+2].ABB.10: Akkord aus den Absolutbeträgen der Reihe [-4-1-3+5+2]
7.1.4. Proportionalteilungsakkord der Positivintervalle
Die in 7.1.2. erwähnten Positivintervalle können auch als Proportionen einer Teilung eines Rahmenintervalls interpretiert werden. Im Fall der Reihe [-4-1-3+5+2] wären das die Proportionen 8:11:9:5:2. Angenommen das Rahmenintervall sei 1300 cent, also eine kleine None im temperierten System, so erhielte man durch die Proportionalteilung einen Akkord mit den Intervallen:297.14 c | 408.57 c | 334.29 c | 185.71 c | 74.29 c |
Hier liegt bereits ein
Beispiel für eine vertikale Diminution vor. Die Centwerte
könnten einem Zwölfteltonsystem angenähert werden, um sie in
Notenschrift darstellbar zu machen.
Der Einfachheit wegen führe
ich hier ein weiteres Beispiel an, bei dem die
Proportionalteilung ganze Centwerte ergibt und das somit in
traditioneller Notenschrift darstellbar ist.
ABB.11: Akkord aus den Proportionen der Positivintervalle
7.1.5. Als Proportionalteilungsakkord der Absolutbetragsreihe
Analog läßt sich die in 7.1.3 zitierte Absolutbetragsreihe als Proportionsreihe interpretieren. Ein Rahmenintervall von 1300 cent ergibt dann bei der Teilung 4:1:3:5:2 folgende Intervalle:346.67 c | 86.67 c | 260 c | 433.33 c | 173.33 c |
Das folgende Beispiel zeigt eine Approximation der Proportionsreihe mit Sechsteltonintervallen bei einem Rahmenintervall von 3500 cent:
ABB.12: Akkordteilung mit den Proportionen der Absolutbetragsreihe
Bei den letzteren Formen handelt es sich bereits um extreme Abstraktionen der Ähnlichkeitsbeziehungen.
7.2. Die Harmonische Matrix
Bereits in einer Verbindung mehrerer Akkorde kommt es zu einer Verknüpfung horizontaler und vertikaler Strukturbetrachtung. Die Tonhöhen werden so in einer Matrix darstellbar, deren Spalten den Einzelakkorden, deren Zeilen den individuellen Stimmverläufen entsprechen. 20Bei der harmonischen Diminution gehe ich zunächst von einem ´Gerüstsatz´ aus, also einer höchsten und einer tiefsten Schicht. Diese den Satz begrenzenden Melodieverläufe entnehme ich den Ergebnissen einer linearen Diminution.
Bei der folgenden vertikalen Diminution versuche ich das gleiche Reihenmaterial zu verwenden wie in der horizontalen, um der Prämisse der selbstähnlichen Organisation zu genügen. Die obere und untere Grenzlinie stellen in einem Satz Note gegen Note eine Menge von Rahmen- oder Füllintervallen her (Abb. 13). Gelingt es nun, diese Intervalle jeweils mit harmonisch interpretierten Partialreihen aus der Ausgangsreihe zu diminuieren, so ergibt sich eine Matrix, die in beiden Dimensionen ähnliche Strukturen zeigt.
Abb. 13: Die Grenzlinien vor der Diminution mit der Menge der Rahmenintervalle
7.3 Die Diminution der Füllintervalle
Für die Diminution der Rahmenintervalle stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:
7.3.1. Ausfüllung mit den harmonikalen Deutungsmöglichkeiten 7.1.1.7.1.6
Hier sind Auswahlsentscheidungen zwischen den verschiedenen vertikalen Diminutionsformen zu treffen, wobei der Übergang von einem zum anderen Diminutionsakkord nach mehr oder weniger strengen traditionellen Kriterien (Stimmführung, Klangwiederholung, Liegetöne etc) ausgeführt werden kann. Ein weiterer freier Parameter ist die Anzahl der zu interpolierenden Töne, die von Klang zu Klang wechseln kann.Die Formalisierung dieses Vorganges ist mir noch nicht befriedigend gelungen, weil die algorithmische Durchführung sehr komplex sein muß, wenn sie nicht zu trivialen Lösungen führen soll.
7.3.2. Additive Zerlegung des Füllintervalls
Oft stehen keine passenden Substitutionen in der Tabelle zur Verfügung, vor allem bei sehr großen Rahmenintervallen. In diesem Fall kann man das Rahmenintervall in mehrere substituierbare Intervalle zerlegen, wobei diese auch instrumentatorisch gesondert behandelt werden können, um die Aufteilung zu verdeutlichen.In Abb. 14 wurde das Füllintervall jeweils durch die Addition zweier Substitutionen interpoliert, um dem großen Ambitus gerecht zu werden.
Abb. 14: Beispiel für eine harmonische Diminution der Rahmenintervalle aus Abb. 13
7.3.3. Iterative Diminution des Füllintervalls
Wurde einmal eine passende Diminution des Füllintervalls gefunden, so können die dabei entstehenden Intervalle wiederum durch weitere Diminutionen substituiert werden, was die Stimmzahl des Akkordes weiter erhöht.ABB.15: Beispiel für eine iterierte harmonische Diminution: Die schwarzen Noten zeigen die aus der letzten Iteration hervorgegangenen Töne. Der Ausgangsakkord findet sich in der Abb. 9
8.
Kombinationen von horizontaler und vertikaler Diminution: Die ´Raumfüllende
Linie´
Die Vorstellung einer
harmonischen Matrix wurde wesentlich durch die Konzeption des
Hauerschen Zwölftonspiels einerseits, durch die
Registrierungsharmonik Weberns andererseits angeregt. In beiden
Modellen erschien es mir immer merkwürdig, daß die
Ähnlichkeitsrelationen im vertikalen Bereich, nämlich der
konstante Bezug auf die regelmäßige Abfolge von zwölf
Tonhöhen-Klassen, im vertikalen Bereich chromatischen Bildungen
bzw. Terzenstrukturen gegenüberstanden, die auf diese Abfolge
keine Rücksicht nahmen. Aus dieser Überlegung heraus hatte ich
versucht, auch die Akkorde mit einem reihenähnlichen- oder
verwandten Intervallrepertoire zu füllen.
Diese harmonischen
Diminutionen haben bereits gezeigt, daß sich die Trennung
zwischer linearer und vertikaler Betrachtungsweise in der Matrix
aufhebt. Daraus ergibt sich die Frage, ob sich eine weitere Diminutionsform
finden ließe, die melodische mit harmonikaler Diminution
kombinierte. Diese Diminution müßte sowohl die Intervalle der Akkorde
mit der Ausgangsreihe ähnlichen oder gleichen Intervallfolgen ausfüllen
als auch im Melodieverlauf auf einer der beschriebenen
selbstähnlichen Diminutionen beruhen.
Der Determinationsgrad einer solchen Linie wäre nunmehr sehr hoch, die Lösungsmenge kann demnach nur sehr klein sein. Man könnte exakte Lösungen mit einem entsprechenden Suchprogramm finden. Gibt es keine derartige Lösung, so empfiehlt es sich praktisch, die resultierende Linie durch Ähnlichkeitstransformationen einzupassen, etwa durch:
8.1. Einpassung durch Intervallmodifikation
Um in der Matrix weiter entfernte Rasterpunkte melodisch zu erreichen, empfiehlt sich z.B die richtungsbeibehaltende Gleichsetzung der oktavvergrößerten Intervalle (Z.B: [1] =[ 13] , das heißt die kleine Sekund entspricht dann der kleinen Non im Zwölftonsystem). Wieder muß man hier wie auch bei allen anderen Ähnlichkeitsrelationen die mehr oder weniger weitgehende Abstraktion von der Grundgestalt in Kauf nehmen. Ansonsten gilt hier das bereits in 4.2 Gesagte.
8.2. Die Matrix als Näherung
Eine andere Lösung für eine die Matrix selbst diminuierende Linie liegt in einer approximativen Verwendung der Matrix, deren Werte dabei nur annähernd erreicht werden und bei genügend großer Häufung quasi einen 'Attraktor' bilden. Dies wird vor allem in mikrotonalen Matrizen bei größeren Tonmengen praktikabel, wobei sich dann anstatt der konkreten Punktwerte einer Tonhöhenmatrix Wertebereiche mit bestimmten Häufigkeitsverteilungen um diese Punkte ergeben.Hier soll eine bloß schematische Skizze den Vorgang verdeutlichen:
Abb. 16: Lineare Diminution einer harmischen Matrix
Die beiden dicken äußeren Linien repräsentieren die Grenzlinien, den Gerüstsatz der harmonischen Matrix. Beide sind aus einer selbstähnlichen iterativen Diminution hervorgegangen. Die vertikalen Strich - Punkt - Linien symbolisieren die Akkorde aus der harmonischen Diminution des Gerüstsatzes. Die dicke Linie zwischen den Grenzlinien zeigt eine kombinierte Diminution, die sowohl eine lineare Diminution durchführt als auch die Punkte der Akkordmatrix (annähernd) berührt.
Eine solchermaßen gewonnene Struktur hat die Eigenschaft, im strukturellen Hintergrund unter allen (musikalischen) Gesichtspunkten Ähnliches oder Gleiches zu zeigen, gleichzeitig aber im Vordergrund größte Vielfalt erscheinen zu lassen, was ja der Ausgangspunkt der Überlegungen war.21
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19 Das gilt auch für die folgenden Beispiele in 7.1.3, 7.1.4, 7.1.5.
20 Hier wird zunächst aus Gründen der Transparenz ein vereinfachter Fall dargestellt: näich daß die Einzelstimmen
nicht die Zeilen wechseln, also ohne Stimmkreuzungen gesetzt sind.
21 Vgl. Abschnitt 3.2
© 2000, zuletzt geändert am 11. Februar 2000.