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THE TONAL

"... and then Pablito and I jumped together from the top of the
mountain into an abyss.... In my moves into the tonal I burst into
unity. I was whole. My perception had coherence. I had visions
of order ..."1

Ein erster Schritt im Umgang mit diesen Klängen war selbstverständlich, ein Werk mit ´live´ gespielten Klang-Objekten zu komponieren. Der Versuch, diese Klänge in Kompositionsschemen zu zwingen, schien mir nicht geeignet. Es schien mir eher angebracht, einen Raum zu schaffen, in welchem Spieler und Klänge gemeinsame 'Resonanzen' finden würden.

In der Partitur heißt es: " THE TONAL ist eine Anleitung zur Improvisation für zwei Musiker, die auf 'Instrumenten', die konkrete Klänge erzeugen, spielen. Diese Komposition wurde für das von mir gestaltete 'Klang-Objekt' konzipiert. Es ist jedoch denkbar, diese auch auf anderen Geräuschgeneratoren zu spielen. Grundsteine des Zusammenspiels sind parameter-orientierte Reaktionen, die nach einer 'Partitur' gesteuert werden. Ein Spieler 'gibt' ein musikalisches Material vor, der andere reagiert dazu nach Anweisungen der Partitur. Die Partitur besteht aus mehreren Abschnitten. Für jeden Abschnitt wird eine Folge von Symbolen vorgegeben, die die jeweiligen Parameter beschreiben."

Die Parameter sind:

  1. Art der Synchronisation,
  2. Beziehungen zwischen beiden Spielern,
  3. Lautstärkeverläufe,
  4. Grad der Aktivität,
  5. Art der Textur,
  6. Wer 'führt' ein Ereignis, und
  7. Anknüpfung der Ereignisse.

Die Spieler 'interpretieren' die Partitur, indem sie eine Fassung ausarbeiten. Die Auswahl der zu spielenden Objekte ist frei. Vielmehr können die Spieler selbst mit neuen Objekten experimentieren und diese eventuell in das Instrument integrieren.

In folgendem Beispiel (Struktur 6 aus THE TONAL, Abb.3) werden fünf Ereignisse gespielt, die vom zweiten Spieler (symbolisiert durch ´xxx´) geleitet werden. Die Parameter für Synchronization, Lautstärke und Aktivität sind eindeutig.

Beide Spieler spielen 'Soli', die sich 'heterogen' zueinander verhalten (+), also kein Duo, wo sich das

Material 'homogen' zueinander (~) verhalten würde.


Abb. 3: Struktur 6 aus THE TONAL

Tonbeispiel 7: Struktur 6 aus THE TONAL.


THE WINGS OF PERCEPTION

"... Yesterday you let the wings of your perception unfold. You
were stiff but you still perceived all the comings and goings of
the nagual; in other words you saw ..."2

Nach einem ersten direkten Kontakt mit diesen Klängen war es mein Wunsch, diese zu kodifizieren, um sie später analysieren zu können. Ein erster Katalog ergab mehrere hundert Klangbeispiele, von sehr tief bis zu sehr hoch, von sehr geräuschhaft bis zu sehr tonhaft. Mittels Fourier-Analysen und Sonogrammen (IRCAM 1985) konnte ich eine erste Übersicht über die Morphologie dieser Klangwelt gewinnen.

Diese Beschäftigung inspirierte mich aber auch zu einer Komposition, in der die unveränderte Klangwelt der Objekte direkt auf die Klangwelt von Instrumentalklängen prallen sollte. Es war naheliegend für mich an ein Streichquartett zu denken, da es hier viele Berührungspunkte gab:

  • Klang-Objekte und Streichquartett werden vor allem mit Bogen gespielt.
  • Die 'sul tasto' und 'sul pont' erreichbaren Klangfarbenveränderungen bringen vergleichbare Resultate.
  • Für beide ist ein beliebiges, breites Vibrato erzielbar.
  • Auf beiden läßt sich ein Teilton-glissando erzielen, beim Streichquartett mit harmonischen Spektren, bei den Objekten mit nicht-harmonischen Spektren.

Ich fertigte im Studio der Musikhochschule Freiburg eine Tonbandmontage mit Klängen (ohne jede Verfremdung) des Klang-Objekts an. Ich suchte natürlich eine große Palette, sowohl im Frequenzbereich als auch in der Klangfarbe und Lautstärke.

Die Musik des Streichquartetts wurde sozusagen 'dazu komponiert'. Es wurde bewußt als ein kontrapunktierendes 'Klang-Objekt' behandelt.

Die strukturelle Gliederung der Komposition wurde aus dem Eigenleben der Klang-Objekte abgeleitet. Die im Part des Streichquartetts ausgearbeiteten harmonischen Strukturen wurden aus den Spektren der entsprechenden Klang-Objekte abgeleitet. Die Spielarten orientierten sich auch stark an der Klangwelt der Klang-Objekte, sei es begleitend oder kontrapunktierend.

Als Beispiel der Interaktion zwischen Klangmodell und Ausarbeitung möchte ich die zweite Struktur von THE WINGS OF PERCEPTION kurz beschreiben:

Das Teilton-Spektrum des Objektes T1, welches diesem Teil zugrunde liegt, ergibt folgende Tonhöhen (Abb.4):


Abb. 4: Teilton-Spektrum von Objekt T1, mit dem Bogen gestrichen

Die Struktur besteht aus drei Teilen:

  1. Sie beginnt mit der unveränderten Wiedergabe eines Klanges des mit Bogen gespielten Objekts.
  2. Anschließend spielt das Streichquartett eine ebenso lange Klangstruktur mit Tönen des Spektrums, gleichsam eine von dem Klang-Objekt 'inspirierte' Klangwelt. Die Anfangstakte finden sich in Abbildung 5.
  3. Zum Abschluß werden Teil 1 und 2 zusammen gespielt, es entsteht eine Verschmelzung von beiden Klangwelten.

Tonbeispiel 8: Struktur 2 aus THE WINGS OF PERCEPTION


Abb. 5: Struktur 2 aus THE WINGS OF PERCEPTION (Partiturausschnitt)

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1 aus: "The Second Ring of Power", Seite 1
2 aus: "Tales of Power", Seite 229

<© 2000 IEM Graz, zuletzt geändert am 11. Februar 2000, office@iem.at


Last modified 16.02.2005