Die Analyse der Klangobjekte
Fourier-Analysen und Sonogramme der Klänge lieferten mir kognitive Erkenntnisse über mehrere Aspekte der Morphologie des Klang-Objektes. Das folgende Modell ist ein Versuch, die Hauptparameter dieser Klänge zu abstrahieren. Das Beispiel in Abb. 6 zeigt die Charakteristika eines fiktiven Klang-Objektes.Frequenz: Der Frequenzgehalt dieser Objekte folgt der allgemeinen Morphologie einer Obertonreihe: je höher der Teilton, desto enger die Intervalle. Im Gegensatz zu einer Obertonreihe sind die Teilton-Frequenzen aber eindeutig unharmonisch, wie im Beispiel zu sehen ist. Die Spektren variieren von sehr 'eng' (die Teiltöne konzentrieren sich in nur einem Frequenzbereich) bis zu sehr 'breit' (die Teiltöne sind in einem sehr breiten Frequenzbereich verteilt).
Bandbreite: Um diese Zentralfrequenzen entstehen Formantbereiche mit sehr großen Veränderungen der Bandbreite. Der Klang kann dadurch zwischen sehr tonhaft und sehr geräuschhaft variieren. Normalerweise ändern sich die Bandbreiten aller Teiltöne parallel, öfters auch in mehreren Gruppen.
Amplitude: Die allgemeine Klangfarbe wird von einer sich immer verändernden Amplitudenkurve der Formanten bestimmt, die sich je nach der Spielart verändert. Diese Amplitudenkurve kann sich im Extremfall auf einen einzigen Formantbereich konzentrieren, es klingt nur ein Ton. 'Sul-pont' und 'sul-tasto' Effekte lassen sich leicht erzeugen, indem an der entsprechenden 'Bogenkontaktstelle' gespielt wird. Bei 'sul tasto' werden die tieferen Teiltöne bevorzugt, bei 'sul-pont' die höheren Teiltöne.
Von diesem Modell ausgehend, erdachte ich eine Synthesizer-Struktur. Meine Absicht war dabei keineswegs, die ursprünglichen Klänge nachzuahmen oder eine Art Resynthese anzustreben. Vielmehr wollte ich Computerinstrumente bauen, die sich zwar an Naturmodellen orientieren, jedoch eine eigene Klangwelt hervorbringen.
Eine Bank vom mindestens 16 dynamischen Bandpaß-Filtern prozessiert weißes Rauschen. Es erwies sich aber bald als sehr interessant, das Instrument zu 'kaskadieren'. Dabei wurde der Ausgang einer Filterbank als Eingang zu einer neuen Filterbank benutzt. Die erste Filterbank erzeugt, abhängig vom Parameter 'Bandbreite', ein mehr oder weniger rauschhaftes Spektrum mit einer deutlich unharmonischen Grundstruktur. Die zweite Filterbank 'spielt' bzw. 'singt' mit diesem Spektrum (Abb.7).
Abb. 7: Klangobjektgenerator
Selbstverständlich sollten Zentralfrequenz und Bandbreite ('q') sowie die Amplitude sämtlicher Filter durch Hüllkurven steuerbar sein (Abb.8). Dieser Synthesizer kann in verschiedenen Software-Umgebungen und Workstations realisiert werden. Wir werden ihn fortan KLANGOBJEKTGENERATOR nennen.
Beispiele, die den klanglichen Unterschied zwischen den Ausgängen der ersten und zweiten Filterbank verdeutlichen, werden im nächsten Abschnitt beschrieben.
Abb. 8: Konfiguration jeder Filter
© 2000 IEM Graz, zuletzt geändert am 11. Februar 2000, office@iem.at