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THE SPIRIT CATCHER

"... The sound became more clear and I realized then that he
added a peculiar yell every time he plucked the string. The
combined sound of the tense string and the human voice
produced a weird, unearthly reverberation ..."6

Ausgangspunkt von SACATECA'S DANCE war ein einziges Spektrum eines realen Objektes. In THE SPIRIT CATCHER wird das melodisch-harmonische Material von sechs selbst 'komponierten' Spektren, gleichsam von virtuellen Ojekten, abgeleitet. Jedes Spektrum besteht aus 16 Frequenzen mit sehr verschiedenem Umfang und Lage. Das erste Spektrum ('Large') ist eine Art ‘Mutterspektrum’, da alle seine Teiltöne auch in den anderen Spektren vorhanden sind (Abb. 12).

Hauptidee der Komposition war es, daß bestimmte Handlungen des Soloinstruments (Cello) vorproduzierte Ereignisse triggern. Die technischen Voraussetzungen dafür wurden mittels Sampler und Midipedalen ausgearbeitet. Jedoch führte mich ein quasi abergläublischer Respekt von der Live-Elektronik ('was daneben gehen kann, wird auch daneben gehen') dazu, für die Uraufführung in der MULTIMEDIALE eine Version herzustellen, in der die synthetischen Ereignisse von einem Mehrspurband wiedergegeben werden.


Abb. 12

Die Klangereignisse wurden mit einer neuen Version des KLANGOBJEKTGENERATORS 1992 im ZKM produziert. Der KLANGOBJEKTGENERATOR wurde diesmal in CLM7 auf NeXT geschrieben. Die Frequenz- und Amplitudenkurven des Filters wurden von folgenden 'Gestalten' gesteuert (Abb.13):


Abb. 13: Frequenz und Amplitudengestalten für THE SPIRIT CATCHER>

  1. Alle Teiltöne bleiben stehen.
  2. Alle Teiltöne glissandieren nach oben.
  3. Alle Teiltöne glissandieren nach oben und dann nach unten.
  4. Die Formante werden ausgeblendet, von unten nach oben.
  5. Die Formante werden eingeblendet, von oben nach unten.
  6. Anfang mit allen Formanten, zum Schluß bleiben nur die mittleren.
  7. 7. wie 6, zweistimmig.

Die Kurven A bis G sind Umkehrungen der Gestalten 1 bis 7. Neue Gestalten gewinnt man aus den Kombinationen beider Gruppen. Es entstehen 63 mögliche Gestalten:

1234567
ABCDEFG
1A2A3A4A5A6A7A
......
1G2G3G4G5G6G7G

Es wurden 6 Bandbreiten angenommen, von sehr geräuschhaft bis sehr tonhaft.

Die Tonbeispiele 16 bis 19 zeigen Klangereignisse, die nach den oben beschriebenen Parametern produziert wurden:

Tonbeispiel 16: Spektrum MediumLo, Gestalt 1-B, Bandbreite sehr rauschhaft
Tonbeispiel 17: Spektrum SmallMed, Gestalt 1-C, Bandbreite tonhaft
Tonbeispiel 18: Spektrum SmallHi, Gestalt F, Bandbreite etwas tonhaft
Tonbeispiel 19: Spektrum Large, Gestalt 3, Bandbreite sehr tonhaft

Globale Parameter des Tonbandes:

Zeitgliederung
600 Sekunden wurden in 64 logarithmische Dauern eingeteilt, wobei die längste (22.16 Sek.) acht mal so groß ist wie die kürzeste (2.77 Sek.):


Abb. 14: Dauernreihe von THE SPIRIT CATCHER

Synchronisation
Zwei verschiedene Permutationen dieser Reihe bestimmen die polyphonische Struktur (in 2 Spuren, A und B) mit folgenden parametrischen Tendenzen:

tief---->hoch
geräuschhaft---->sehr tonhaft

In jeder Spur ist jeder zweite Teil mit Pausen besetzt, d.h. es erklingen 32 Ereignisse pro Spur. Insgesamt wurden 64 Ereignisse produziert, jedes mit einer verschiedenen 'Gestalt'.

Die Stimme des Solisten wird mittels ISPW-MAX Patch und Radio-Baton live prozessiert. Zweck der Schaltung ist es, eine Instabilität, eine gewisse Irrealität des Instrumentaltons zu erzeugen. Der Radio-Baton steuert dabei folgende Klangparameter des Solo-Instruments (siehe auch Abb.16):

- der linke Stab mischt die Ausgangamplituden von 3 Modulen:
x. Direktklang
y. Harmonizer
z. Amplitudenmodulation

- der rechte Stab kontrolliert:
x. Frequenz der Amplitudenmodulation
y. Steuerung einer Schaltung für Verräumlichung des Klangs
(z. ist unbenutzt.)

Die Verräumlichung des Klanges des Solisten erfolgt durch eine Schaltung, die Lissajou- Kurven8 erzeugt. Vier Lautsprecher im Raum bilden ein Quadrat, der MAX-Patch läßt die Klangquelle mit Lissajou-Trajektorien in diesem Raum bewegen. Mit dieser von Pierre Dutilleux entworfenen Schaltung können folgende Bewegungsabläufe erzeugt werden:

- von sehr langsamen bis äußerst schnellen Trajektorien;

- von sehr einfachen bis äußerst komplizierten Trajektorien;

- von sehr vorhersehbaren bis unvorhersehbaren Trajektorien.

Tonbeispiel 20 gibt einen Auszug der Stereo Mischung von THE SPIRIT CATCHER. Das Instrument spielt hauptsächlich Noten der Teilton-Spektren der virtuellen Objekte, sein Klang wird durch den obenbeschriebenen 'Patch' prozessiert.


Abb. 16: Belegung des Radio-Baton für THE SPIRIT CATCHER

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6 aus: "A Separate Reality", Seite 161
7 Common Lisp Music (CLM) ist ein Softwarepaket zur Klangsynthese, das von Bill Schottstaedt in Common LISP entwickelt wurde.
8 Lissajou-Kurven zur Steuerung von Klang im Raum wurden erstmals von John Chowning in Turenas benutzt. Die Schaltung mit dem ISPW erlaubt Echt-Zeit Steuerung. Einzelheiten über diese interessante Methode für Raumkontrolle werde ich in einem anderen Aufsatz beschreiben.


© 2000 IEM Graz, zuletzt geändert am 11. Februar 2000, office@iem.at

Last modified 16.02.2005