Skip to content

News Arts and Science Teaching Media Library Services IEM - intern Contact
  You are not logged in Link icon Log in
You are here: Home » Kunst & Forschung » Publikationen » Beiträge zur Elektronischen Musik » BEM 8 - Reading Castaneda » THE NAGUAL

Navigation

THE NAGUAL

"... In my moves into the nagual I perceived my body
disintegrating. I could not think or feel in the coherent, unifying
sense that I ordinarily do, but I somehow thought and felt ..." 9

Die bisherigen Versionen des KLANGOBJEKTGENERATORS (eine Bank von 16 Filtern filtert den Ausgang einer vorgeschalteten Filterbank mit 16 Filtern) waren in CHANT-FORMES bzw. CLM realisiert, wodurch es nicht möglich war, Klänge in Echt-Zeit zu erzeugen. Ich war daher sehr überrascht, daß der Synthesizer ISPW-NEXT dies ohne große Probleme bewältigen konnte.

Die Verbindung der ISPW-Karte mit dem Radio-Baton ergab somit eine in Echt-Zeit spielbare elektronische Version der Klang-Objekte: es entstand die Möglichkeit, die physische Version des Klang-Objekts der elektronischen gegenüberzustellen, sie in Dialog zu bringen. Ich konzipierte die Komposition THE NAGUAL, in der beide mit einer Tonband-Montage aus vier Stereo-Schichten kombiniert sind.

Ich möchte zunächst kurz die Computer-Version des Instruments beschreiben:

Das Instrument besteht aus zwei Modulen, dem Spektrum-Generator und den 'Sing-Filtern'.


Abb. 18: Spektrum-Generator für THE NAGUAL

Der Spektrum-Generator

Dieser besteht aus einer Filterbank von 16 Filtern, die als Eingangssignal in der Regel weißes Rauschen erhalten. Die Zentralfrequenzen der 16 Filtern werden von einem 'patcher' berechnet, der eine 'verzerrte' Obertonreihe erzeugt. Range erlaubt 'normale', 'enge' oder 'breite' Spektren über einen Pseudo-Grundton (Fund) zu generieren. Die Frequenzen der harmonischen Teiltöne werden mit Zufallsfaktoren (Dev) multipliziert.

Beispiele:
fund=100; Range 1.; Dev: 0
erzeugt eine Obertonreihe mit 100 Hz als Grundton.
fund=333; Range 3.; Dev: 3
erzeugt eine sehr breite Reihe mit Teiltönen, die stark von den entsprechenden harmonischen Teiltönen abweichen, über einem Pseudo-Grundton von 333 Hz.

BANG kalkuliert aus den vorgegebenen Parametern ein neues Spektrum und schickt die Frequenzen zu den 16 Filtern. Diese glissandieren zu den neuen Zentralfrequenzen in der Zeit EnvF. Die Filtergüte Q ist ein globaler Parameter für alle Filter. Jeder Filter bewegt sich zum neuen Q in der Zeit EnvQ.

Vorberechnete, ausgesuchte Spektren ( 'virtuelle Objekte', sozusagen) können per Fußschalter als 'presets' in die Filterbank geladen werden.

Die 'Sing-Filter'
Das zweite Modul besteht ebenfalls aus 16 Filtern, die in zwei Gruppen zu je 8 zusammengefaßt sind. Diese zweite Filterbank erhält als Eingang das Ausgangssignal des Spektrum-Generators und 'singt' damit. Jede Gruppe von 8 Filtern wird durch einen Radio-Baton mit folgenden Parametern gesteuert (Abb.19):
Achse x: die Bewegung mit dem Stab entlang der Achse x erzeugt Glissandi der Filterfrequenzen.
Achse y: die Bewegung entlang der Achse y steuert die Lautstärke der Filtergruppe.
Achse z: die Bewegung entlang der Achse z steuert die Filtergüte 'Q' der Filtergruppe.


Abb. 19: Belegung des Radio-Baton bei THE NAGUAL

Tonbeispiel 25: Ein Duo des physischen Klang-Objekts und des elektronischen Klang-Objekts, das vom Radio-Baton gesteuert wird.

Das Zuspieltonband wurde mit einer sehr ähnlichen Gesamtschaltung produziert. Bei dieser Schaltung werden die 'Sing-Filter' nicht durch den Radio-Baton kontrolliert, sondern durch Hüllkurven: je 16 für die Zentralfrequenzen und Amplituden, 1 bzw. 2 für die Filtergüte 'Q'.

Ein zusätzliches Modul für die Stereo-Verräumlichung folgt einer alten Idee des Analog-Synthesizers: ein Kontroll-Oszillator moduliert die Amplitude der 2 Ausgänge; der linke Ausgang wird mit dem Oszillatorsignal in Phase multipliziert, der rechte mit dem gleichen Signal in Gegenphase. Der Klang wandert zwischen zwei Lautsprechern mit der Geschwindigkeit und Wellenform des Kontroll-Oszillators.

Folgende Spektren bestimmen die harmonisch-melodische Grundlage der Komposition:


Abb. 20: Spektren für THE NAGUAL

Globale Parameter des Tonbandes:

Zeitgliederung
480 Sekunden wurden in 20 logarithmische Dauern eingeteilt, wobei die längste (56.0 Sek.) 8 mal so groß ist wie die kleinste (7.0 Sek.):


Abb. 21: Dauernreihe für THE NAGUAL

Synchronisation
Vier verschiedene Permutationen dieser Reihe bestimmen die polyphonische Struktur in vier Spuren (A,B,C und D) und zwar mit folgender Tendenz in der Synchronisationsart:

unkoordiniert---->koordiniert---->unkoordiniert

Es wurden zweimal 20 Stereo Ereignisse mit dem KLANGOBJEKTGENERATOR (auf der ISPW) produziert und zwar unter Berücksichtigung von 5 verschiedenen Spektren (siehe Abb.20), 5 verschiedenen Bandbreiten, 5 verschiedenen Arten der Stereo-Bewegung und 20 'Gestalten', die die Filterbewegungen steuern. Die erste Gruppe von 20 Stereo-Ereignissen ist in verschiedener Anordnung in den Spuren A und B montiert, die zweite Gruppe in den Spuren C und D.

Das Zusammenspiel zwischen Klang-Objekten, Radio-Baton/ISPW und Tonband wurde ähnlich wie in THE TONAL gesteuert. Auch in THE NAGUAL 'interpretieren' die Spieler die Partitur, indem sie eine Fassung ausarbeiten. Die Auswahl der zu spielenden Objekte ist frei. Der Spieler des elektronischen Klang-Objekts kann ein 'Objekt wählen', indem er Presets per Fußschalter aktiviert.

Tonbeispiel 26 gibt einen Auszug der Stereo-Mischung von THE NAGUAL wieder. Das physiche Klang-Objekt, das elektronische Klang-Objekt (durch den Radio-Baton gesteuert) und das Zuspielband erklingen zusammen.

----------------------------------------

9 aus: "The Second Ring of Power", Seite 161


© 2000 IEM Graz, zuletzt geändert am 11. Februar 2000, office@iem.at

Last modified 16.02.2005