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FFROIS

Werkbeschreibung von Robert R. Höldrich

Entstehungsjahr: 1990/1991
Aufführungsdauer: ca. 16 min
Zur Aufführung: Der Einsatz der Live-Elektronik ist in der Legende des Werkes beschreiben. Die Solisten sollten durch eine Lichtregie hervorgehoben werden.


Zur Thematik des Textes:

Als Texte wurden zwei durch einen Markov-Algorithmus transformierter Zitate von James Joyce (deutsche Übersetzung) verwendet. Das erste Zitat ist der Brief, den Joyce seiner späteren Frau Nora am Abend des 15. Juni 1904 schrieb. Diesem ersten, vorsichtigen Annäherungsversuch steht das zweite Zitat, der Schluß des inneren Monologs der Molly Bloom aus Ulysses, als Zeugnis bedingungsloser Hingabe entgegen.

Diese Polarität wird durch die Verwendung des Markov-Algorithmus fortgesetzt. Dieses Verfahren gestattet es, aus einer "Sprachgesamtheit" - hier aus den Originalzitaten - einen neuen Text zu generieren, dessen Struktur von der Aneinanderreihung sinnloser Buchstaben über erkennbare deutsche Silben und Wörter bis zur syntakisch und semantisch korrekten Gesamtgestalt des Originalzitates durch einen einzigen Parameter, die Länge der Markov-Kette, steuerbar ist.
Beide Texte werden vom syntaktischen Chaos zur Urgestalt der Zitate geführt.

Die daraus folgende Unverständlichkeit, als Zeichen der Kommunikationsunfähigkeit und individuellen Zerrissenheit, findet in der Besetzung der Solisten ihre Entsprechung. Die Frau, in vier Sängerinnen gespalten dargestellt, steht dem Mann, einem Geiger, dessen Sprache mit der weiblichen inkommensurabel ist, gegenüber. Gebrochen wird die scheinbare Stringenz dadurch, daß die Sängerinnen sowohl die Transformation des ersten Zitates, eines Briefes eines realen Mannes an eine reale Frau, als auch die des zweiten, einer nicht realiter ausgesprochenen Erinnerung einer fiktiven Frau - sei auch Nora für die Figur der Molly Pate gestanden - an einen fiktiven Mann, als ihren eigenen Text darstellen.

(Daß FFROIS in einem orgiastischen "JA" samt Orchestertutti endet, mag auf einen naiven Wunsch des Komponisten schließen lassen.)

Zur Verbindung zwischen Solisten und Orchester:

Der sich entwickelnden "Handlung" zwischen den Solisten steht das Orchester als fast völlig unabhängige Struktur gegenüber. Ein Verbindung zwischen den Protagonisten und dem "Hintergrund" kann bis auf wenige Ausnahmen nur in den Assoziationsfeldern des Rezipienten entstehen.
Durch das zugrunde liegende gemeinsame Prinzip der Polarität und durch die Form des Werkes, die aus der Verwendung der Zahlen 16 und 6 - der 16.6. ist Bloomsday - entsteht, sind die beiden Ebenen jedoch strukturell gekoppelt.


Die Strukturelemente des Orchesterparts:

Die Dauern der acht, durch Streicherakkorde eingeleiteten Formabschnitte ergeben sich bei einer fortgesetzten Zweiteilung des Werkes im Verhältnis 16:6. Das Material der Streicherakkorde selbst entsteht, bei einem 12-tönigen gegensymmetrischen Allintervallakkord am Anfang des Stückes beginnend, durch eine fortgesetzte Intervalltransformation, die die Ecktöne konstant abbildet und im letzten solistisch besetzten Akkord (Seite 74) zu einem stabilen Ruhepunkt kommt. Eine Fortsetzung der Transformation würde den Akkord auf sich selbst abbilden. Die rhythmische Gestalt dieser Akkorde und der sie verbindenden Glissandi wurde wieder aus dem Verhältnis 16:6 bzw. dessen Ableitung 22:16 [=(16+6):16] gebildet.

Als zweite Strukturebene sind die in den hohen Holzbläsern beginnenden und im achtfachen "G" endenden, rhythmischen Schläge anzusehen. Ihre Gestalt ergibt sich durch die Transformation eines 16-elementigen, durch fraktale 16:6-Teilung aufgebauten Rhythmus in einen 6-elementig gleichförmigen. Der Transformation liegt die Dynamik des Adaptionsprozesses eines neuronalen Netzes zugrunde (siehe beiliegende Beschreibung). In jedem der acht Formabschnitte werden sechs der so generierten Rhythmen gespielt. Der rhythmischen Verarmung - Reduktion von 16 Elementen auf 6 - steht eine durch die Verkürzung der Formabschnitte bedingte Beschleunigung entgegen.

Die dritte Schicht besteht aus einem Tonhöhenverlauf, der aus der Dynamik des "Juliasets" gewonnen wird. Sie beginnt beim B1 und endet nach mehrfacher Bifurkation im den gesamten Tonraum füllenden "Chaos". Die erste Bifurkation, also die Wandlung der Einstimmigkeit in Zweistimmigkeit, findet zu Beginn des 5. Abschnitts, dem Zeitpunkt des Textwechels und somit an der strukturellen Mitte des Werkes (Seite 56-57), statt. In den ersten 4 Abschnitten entsteht die rhythmische Gestalt dieses Verlaufs wiederum aus fortgesetzten 16:6-Teilungen.


Robert R. Höldrich

Zitat 1
(15.Juni 1904 - 60 Shelbourne Road )
Ich bin vielleicht blind. Ich betrachtete lange Zeit einen Kopf mit rötlich-braunem Haar und stellte fest, daß es der Ihre nicht war. Ich ging recht niedergeschlagen nach Hause. Ich würde gern ein neues Treffen vorschlagen, aber vielleicht paßt es Ihnen nicht. Ich hoffe, Sie sind so freundlich, mir eines vorzuschlagen - falls Sie mich nicht vergessen haben!

James (A.)Joyce

Computergenerierter Text 1

IND FFFR VESEN BET KOEMIN SS IND FFFREUS ME BLAUNICHLABETREFENE SORGESERN EUNEN M US VIELETE ZUNDAREDEREN VOYCHTRORZUS ME BLAUNDLAS SS IND FFFEN VOYCHTFREUNEMIN SS ESCHLLIND FFFREUS JOPAGERN EUND STES DESERN ES NICE LAGE WAGEIEIHT BLAUND IHRE WUERN NICH BLINENELLEII RACH HR G REDERD FALLEINEN JACHAR NICH MIN STE NICH GERGESEN VIE MIR UND SIEUS JOYCE LAGER EICHTE LANG ROETREFE SO FALLEIT DERECHT EICHTE ZEINGES TRACH WAR ICH HABERE IHRECHLAGERGEN VIEDE SIELLEIT DASSTE NICH MIT DERDER ICHT HAAR ICHT ICH BIND SIE ICHT PASSTE NICH MIT ROETREUERN NICHTE ZEINGES ICH NIELLTETLICHT ICH BIND SIE ICH HOFFE SO FALLEIN KOPF MICH BRACH HAAR VORZUSEN VORZUSE IHRECHT EINES JOYCE LAGEN HAUSCH WAR ICHT EICHT NACH GEN FEST DASSE GIN VIELLS SIE SIELLEIT EINESS DASSE GIN VIEDERGESCHLAGES DER IHRECHLAGESCH WAR VORGESCHLAGEN ABER NEN KOPF MIR EICHT VIELLEICHT VERGES IHNEN HAAR UNDLICHT NACH WUERDE GING REFFEN VIELLTE NICH MICH BLIND ICH WUERN NICH GINGE ZEIT ES DER VIELLEICH BIN NICH HABEN BEUERDE GING ROETLICH BETRACH WUERDE GERN EINEN FALLS SIE MIT ES TREFFEN NICH HOFFEN VIELLTE LANGE ZEIT ROETLICH BETRACH WUERDE GERN EINEN FALLS SIE SIND SO FREUND STELLEICH BIN NICH HOFFEN ABEN KOPF MIR EIN VORSCHLAGEN NACH WUERDE GERN EINEN KOPF MIR EIN VORSCHLAGEN NACHT NIEDERGESCHLAGEN VIELLEICHT ICHTETE FEST DASST DASST DASST ES DERGESSEN HAAR IHNEN NACH HOFFE SIND SO FREUND STELLEICHT VORGESCHLAGEN ABEN KOPF MIT ROETLICH BIN VIELLEICH BIN NICHT VERGESCHLAGEN NICHT BLIND ICH BIN VIELLEICHT VORGESCHLAGEN FALLS SIE MICH NICHT VERGESSEN HABER VIELLEICHT NIEDERGESSEN HAAR UNDLICH GING RECHT PASST ES TREFFEN VORZUSCHLAGEN ABER VIELLEICHT ICH MIR EINES VORSCHLAGEN NICHT NIEDERGESCHLAGEN FALLS SIE SIND ICH WUERDE GERN EINES VORGESCHLAGEN ABER VIELLEICHT ICH BRAUNEM HAAR UND SO FREUNDLICH GING RECHT& PASST ES DER IHRE NICHT WAR ICH HAUSE ICH HOFFE SIND ICH WUERDE GERN EIN NEUES TREFFEN VORSCHLAGEN NACH HAUSE ICH GING RECHT PASST ES IHNEN NICHT BLIND STELLTE FEST DASS ES IHNEN KOPF MIT ROETLICH NICHT WAR ICH WUERDE GERN EINEN KOPF MIT ROETLICH BRAUNEM HAAR UND SO FREUNDLICH MIR EINES VORSCHLAGEN FALLS SIE SIND SO FREUNDLICH MIR EINEN NICHT BLIND ICH GING RECHT NIEDERGESSEN HABEN JAMES JOYCE ICH HOFFE SIE SIND SO FREUNDLICH NICHT VERGESCHLAGEN FALLS SIE SIND SO FREUNDLICH MIR EINEN KOPF MIR ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIR ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH MIR EINEN KOPF MIT ROETLICH ...

Zitat 2
und wie er mich geküßt hat unter der maurischen Mauer und ich habe gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.

Computergenerierter Text 2

WILL JA UND ICHN MIR MICH ZUND IHNEINE BRUECKT UND HAB JA GEDASS GEN JEN MIE JA UNDEN HAT DEN HERZ GELEGT DER MICH HERZ GELEGT UND WIE BRUECKT DIE VERGBLUMEINE BERGBLUMEING IHN MIR NIE BETER MICHEN ER MICH HAT WIE ARME UND DASST UND DEN MAURISCHEN HALS GESAG IHN MAURISCH HAT UNDERZ GEKUER MEINE BERE ARME UND DAS HERZ GING IHM WILL DOCH NA UND DANN HAB JA UND DANDERGEBLUMEINE BERGBLUME UND ICH HAB IHN MAURISCHOEN MAURISCHEN KONNTE FUEHLEN DANN HAB JA ICH HAB GESAGT JA UND DANN HAB IHM ZUERST DIE ARME UND ICH HAB GESAGT JA UND ICH NOCH NOCHMAL FRAGT OB ICH HAB IHN ZUERST DIE ER MEINE BRUESST HAT UND DANN HAT UNTER MICH GEFRAGEN JA MEINE BERGBLUME UND WIE JEDER ANDERE UND ICH HAB JA UND DANN HAT UND ICH GEKUESST HAT UND DANN HALS GELEGT UNTER DER MICH HAB JA UND DAS HERZ GING IHM WIE SIE DUFTETEN JA GESAGT OB ICH GEKUESST HAT UND DASS ER MEINE BRUESTE FUEHLEN KONNTE WIE JEDER ANDERE UND ICH WILL JA SAG JA MEINE BERGBLUME UND ICH WILL JA SAG JA MEINE BERGBLUME UND WIE JEDERGEZOGEN DASS ER MICH GEFRAGT OB ICH HAB IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND ICH HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN JA UND ICH WILL JA UND ICH HAB JA GESAGT JA ICH WILL JA SAG JA MEINE BRUESTE FUEHLEN KONNTE WIE SIE DUFTETEN JA UND DAS HERZ GING IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND ICH HAB GEDACHT NA SCHOEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND ICH HAB JA GESAGT JA ICH WILL JA SAG JA MEINE BERGBLUME UND ICH HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SOLL DOCH NOCHMAL FRAGEN JA UND DAS HERZ GING IHM WIE VERRUECKT UND IHN ZU MIR NIEDERGEZOGEN DASS ER MEINE BERGBLUME UND ICH HAB IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND IHN ZU MIR NIEDERGEZOGEN DASS ER MEINE BERGBLUME UND ICH HAB GEDACHT NA SCHOEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SO GUT WIE JEDER ANDERE UND HAB IHN MIT DEN AUGEN GEBETEN ER SOLL DOCH NOCHMAL FRAGEN JA UND DANN HAT ER MICH GEFRAGT OB ICH WILL JA UND WIE ER MICH GEKUESST HAT UNTER DER MAURISCHEN MAUER UND ICH HAB IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND IHN ZU MIR NIEDERGEZOGEN DASS ER MEINE BRUESTE FUEHLEN KONNTE WIE SIE DUFTETEN JA UND DANN HAT ER MICH GEKUESST HAT UNTER DER MAURISCHEN MAUER UND ICH HAB JA GESAGT JA ICH WILL JA SAG JA MEINE BERGBLUME UND ICH HAB IHM ZUERST DIE ARME UM DEN HALS GELEGT UND IHN ZU MIR NIEDERGEZOGEN ...



© 2000, zuletzt geändert am 14. Februar 2002.

Last modified 13.03.2003