Konzert/Klanginstallation für Viola / Violine / Tonband / Live-Elektronik
Der große Minoritensaal wird seit langer Zeit für Konzerte und
Theateraufführungen genutzt. Dabei werden verschiedenste Musikstile
und -besetzungen in einer bis auf seltene Adaptionen immer gleichen Akustik
aufgeführt. Die klanglichen Eigenheiten des Saales treten dabei mit
der gespielten Musik in eine Wechselwirkung, die kaum kontrollierbar ist
und deshalb die Entfaltung mancher Musiken gehörig stören kann.
In "Konzert / Klanginstallation" soll versucht werden, Musik und Raum als
gleichberechtigte Komponenten gegenüber zu stellen.
Musik steht dabei für das abgeschlossene, notierte Werk, das
(beinahe) unabhängig vom Raum überall aufgeführt werden kann.
Diese Form von determinierter Struktur zeigt sich einerseits durch vorproduzierte
Tonbandzuspielungen. Die ausführenden Instrumente dabei sind Lautsprecher,
die eine klanglich stark verfremdete Version meiner "Advanced Exercise" für
Violine solo wiedergeben. Andererseits sind gleichsam ausnotierte Abschnitte
der Klangmanipulation der live gespielten Viola festgelegt, die als Computerprogramm
die Funktionsweise der Live-Elektronik bestimmen.
Raum steht für ein Klangfeld, dessen Ausprägung nicht in
einer abstrakten Notation festgehalten werden kann, sondern eher durch die
Verfahren der Klangerzeugung und die Mechanismen der Wechselwirkung mit seiner
Umwelt beschrieben wird. Was wäre, wenn ein Raum seine Größe
ändern könnte oder wenn der Anteil des von den Wänden absorbierten
Klanges dem Raum gleichsam zurückgegeben werden könnte. Dieses
'Zurückgeben' des verlorenen Klanges kann so weit führen, daß
der Raum selbst wie eine riesige Orgelpfeife zu klingen beginnt. Diese Phänomene
sind nicht exakt festzulegen. Vielmehr müssen die beiden Musiker auf
das Verhalten des Raumes in jedem Moment reagieren.
Zwischen die beiden Prinzipien Musik und Raum liegt ein weites
Feld improvisatorischer Freiheit, das von Bratsche und Computer bespielt
wird.
Robert Höldrich
zuletzt geändert am 22. Oktober 2001.